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Wer klopft denn da? Weshalb der Buntspecht an Regenrinnen und Antennen hämmert

Buntspecht am Vogelhaus auf einem Balkon
Hübsch, aber laut: Buntspechte machen im Frühling an Häusern mit lauten Trommelkonzerten auf sich aufmerksam
© Rolf - Adobe Stock
Im Frühling tönt neben fröhlichem Vogelgezwitscher ein weiteres Geräusch durch die Wälder und Parks, aber auch durch Gärten und Nachbarschaften – lautes Klopfen, Hämmern und Trommeln. Der Buntspecht ist am Werk und macht auch vor Regenrinnen und Antennen nicht Halt

Ein früher Sonntagmorgen im Frühling – eigentlich die beste Zeit, um lange auszuschlafen und die morgendliche Ruhe zu genießen. Wäre da nicht dieses schnelle und energische Klopfen, das durch das ganze Haus dröhnt und sogar noch einige Häuser weiter zu hören ist. Ausschlafen? Fehlanzeige.

Jedes Jahr im Frühling berichten viele Menschen mit einiger Verwunderung von einem metallischen Hämmern und Klopfen, das sie zunächst nicht zuordnen können. Den Naturschutzbund Deutschland (NABU) erreichen immer wieder Anfragen von irritierten Bürgerinnen und Bürgern, die ein Tier hinter dem Krach vermuten.

Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen löst das Rätsel auf: "Es sind Buntspechte, die in diesen Tagen allerlei Resonanzkörper suchen, um deutlich zu machen: Hier bin ich! Dies ist mein Revier!" Anders als Singvögel nutzen Buntspechte während der Brutzeit zur Verteidigung ihrer Reviere und zum Anlocken von Weibchen keinen Gesang. Die hübschen Vögel machen stattdessen mit einem Trommelwirbel, eine Tonfolge von zehn bis 15 schnellen Schnabelschlägen gegen einen Resonanzkörper, auf sich aufmerksam.

Als Resonanzkörper leiten Fallrohre den Schall besonders gut

Hat der Buntspecht ein passendes "Instrument" gefunden, plustert er sein Gefieder und schlägt seinen Trommelwirbel an. "In der Regel hämmern Buntspechte auf morsche Äste, sodass die Trommelwirbel weithin hörbar sind", erklärt Rüdiger Wohlers. Ist kein passender Ast vorhanden, nutzt die häufigste heimische Spechtart aber auch andere Strukturen als Orchesterplatz.

Gerade in Siedlungsgebieten, wo Totholz in der Regel entfernt wird, suchen sich Buntspechte zum Beispiel metallische Leitungsmasten oder Straßenlampen zum Hämmern. "Nicht selten werden wir angerufen, weil sich Buntspechte alte, stehengebliebene Dachantennen oder Fallrohre vornehmen, um zu trommeln – das dröhnt natürlich wesentlich weiter als wenn sie morsches Holz nutzen. Auch Regenrinnen scheinen dafür recht beliebt zu sein", so Wohlers.

Diese Strukturen leiten den Schall sogar besonders gut. Und Buntspechte sind klug: Haben sie einmal einen guten Resonanzkörper gefunden, kehren sie immer wieder dorthin zurück. Viele Vögel erkennen, dass ihr Hämmern auf Metall deutlich lauter klingt als auf Holz. Und wer am lautesten tönt, hat offenbar die besten Chancen bei der Damenwelt. Kein Wunder also, dass die bunten Männchen im Frühling so unverdrossen trommeln.

Bei den Buntspechten reicht die Balzzeit vom Spätwinter bis etwa April, danach hört das morgendliche "Weckhämmern" bald von allein wieder auf. Nur unverpaarte Buntspecht-Männchen trommeln länger, mitunter bis in den Juni hinein.

Der Buntspecht steht unter Schutz

Verdrossene Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die nach einigen Wochen genug von den täglichen Trommelkonzerten haben, können mit einigen Maßnahmen versuchen, den Buntspecht sanft zu vertreiben. Spechte stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gestört, gefangen oder gar verletzt werden.

Folgendes kann helfen, die Spechte zu vertreiben:

  • Glitzernde, reflektierende und laute Gegenstände am Haus anbringen: Bänder mit CDs, Girlanden aus klappernden Metallstreifen, Wimpelleinen, Windspiele etc.
  • Spechtattrappen montieren: Sitzt bereits ein Artgenosse auf dem Hausdach, glauben andere Vögel, das Revier sei bereits besetzt.
  • Feinde simulieren: Raben-Attrappen oder Uhu- und Sperber-Silhouetten können Gefahr vortäuschen.
  • Mit Nistkästen andere Vögel anlocken: Spechte sind Einzelgänger und schätzen andere Vögel nicht besonders. Nistkästen an der Fassade für Singvögel halten Spechte fern.
  • Gewöhnungseffekte vermeiden: Spechte sind ausgesprochen klug. Attrappen sollten daher regelmäßig ausgetauscht und umgesetzt werden.

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