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Japan Walfang-Unternehmen plant, Walfleisch in SB-Automaten anzubieten

Walfleisch auf Knopfdruck: So sehen die Selbstbedienungs-Automaten der Firma Kyodo Senpaku Co. aus
Walfleisch auf Knopfdruck: So sehen die Selbstbedienungs-Automaten der Firma Kyodo Senpaku Co. aus
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Toshikazu Sato
Der Konsum von Walfleisch ist in Japan stark rückläufig, das Image der Walfang-Industrie ramponiert. Unternehmen suchen händeringend nach neuen Absatzmöglichkeiten

In Japan hat der Walfang eine lange Tradition. Doch der Konsum schwächelt seit Jahrzehnten. Während im Jahr 1962 noch 233.000 Tonnen Walfleisch verkauft wurden, waren es im Jahr 2020 nur noch rund 2000 Tonnen. Doch statt aus dem Walfang stieg Japan vor vier Jahren aus der Internationalen Walfangkommission aus – und nahm den kommerziellen Walfang wieder auf.

Seither versucht die Walfangindustrie, den Konsum wieder anzukurbeln. Auch mit ungewöhnlichen Schritten: Wie die Walschutz-Organisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) berichtet, sollen Wal-Produkte schon bald auch an Lebensmittel-Automaten erhältlich sein. Demnach plant das in Tokio ansässige Walfang-Unternehmen Kyodo Senpaku Co., seine Produkte – darunter gefrorenes, rohes Walfleisch, Walhaut und gekochtes Walfleisch in Dosen – ab Mitte Februar an vier Automaten anzubieten.

Bald auch am Automaten: Walfleisch wird in einem Fachgeschäft in Toyonaka, Präfektur Osaka, zum Verkauf angeboten
Bald auch am Automaten: Walfleisch wird in einem Fachgeschäft in Toyonaka, Präfektur Osaka, zum Verkauf angeboten
© picture alliance/dpa

Nach Einschätzung von WDC sind die Selbstbedienungs-Automaten "Teil einer Marketingstrategie, die den Walfang wieder lukrativ machen soll". "Eine kleine, aber einflussreiche Gruppe von Politiker*innen und Interessenvertreter*innen der Walfangindustrie treibt das Walschlachten in Japan voran", sagt WDC-Expertin Astrid Fuchs. Der neueste Marketing-Trick passe zur Absicht der japanischen Fischereibehörde, die Fangquoten für die kommenden zwei Jahre zu erhöhen und auch die Liste der Arten zu erweitern, die zu kommerziellen Zwecken getötet werden dürfen. Zudem ist ein Nachfolger für das Walfang-Mutterschiff Nisshin Maru auf Kiel gelegt und soll 2024 fertiggestellt sein.

Walfang-Nationen helfen sich gegenseitig durch Handel

Auch in anderen traditionellen Walfang-Nationen ringt die Industrie um ihren Bestand. In Norwegen wird Walfleisch mittlerweile zu Hundefutter verarbeitet. Im Sommer 2022 hatte die isländische Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir angekündigt, Walfang-Genehmigungen nach 2024 auslaufen zu lassen – weil es für die Jagd keine wirtschaftliche Rechtfertigung mehr gebe.

Offenbar versuchen nun Walfang-Unternehmen beider Länder, das Ruder noch einmal herumzureißen. Wie die WDC berichtet, brach vor Weihnachten 2022 ein Frachter mit 3000 Tonnen Finnwal-Fleisch an Bord von Island in Richtung Japan auf. Nach Angaben von Kyodo Senpaku Co. ist geplant, dieselbe Menge jährlich zu importieren.

Walfang ist für Japan seit langem zu einer Frage der nationalen Souveränität geworden. Dabei war es einst die amerikanische Besatzungsmacht, die Japan nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg dazu drängte, für die hungernde Bevölkerung Wale zu schlachten, um sie mit Proteinen zu versorgen.

mit dpa

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