Nicht nur viele Menschen – auch Vögel wissen das Leben in der Stadt zu schätzen. Die kurzen Wege, das Nahrungsangebot … Etwa zwei Drittel aller bei uns heimischen Vogelarten sind auch in Städten anzutreffen. Nun hat eine deutsch-spanische Forschungsgruppe Daten zum Vorkommen von 1200 Vogelarten ausgewertet und herausgefunden: Stadtvögel sind bunter und weniger braun als Arten, die ausschließlich auf dem Land, an Küsten und in Wäldern leben.
Die Forschenden führen diesen eigenwilligen Befund darauf zurück, dass den Vögeln in der Stadt weniger Raubvogelarten auflauern – und die Umgebung selbst bunter ist. Sich "unsichtbar" zu machen ist daher weniger wichtig, um zu überleben.
"Brauntöne kommen häufiger in der Natur vor als in der Stadt. Wir vermuten daher, dass braune Vögel in einer eher grauen Stadt Nachteile haben. Die vorherrschenden Stadtfarben und das Fehlen geeigneter Lebensräume kann also entscheidend dafür sein, welche Vogelarten dort gut klarkommen", sagt Kaspar Delhey vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz, einer der beiden Erstautoren der Studie, in einer Pressemitteilung.
Frühere Studien wiesen in die entgegengesetzte Richtung
Was das menschliche Auge erfreut, erfüllt in freier Wildbahn ebenso wie in der Stadt wichtige Funktionen: So hilft Farbe nicht nur Vögeln dabei, die Körpertemperatur zu regulieren. Sie dient auch der Tarnung, hilft bei der Partnerwahl und im Konkurrenzkampf.
Mit ihrer Studie konnten die Autor*innen ältere Untersuchungen widerlegen, die zu einem gegenteiligen Ergebnis gekommen waren. In der Stadt leben demnach zwar weniger, aber dafür buntere Arten als im grün-bräunlichen Umland.
Unter Biolog*innen gilt die Verstädterung als eine der größten Gefahren für die Artenvielfalt überhaupt. Doch Vögel wie Amsel, Eichelhäher und Buntspecht, einst typische Waldbewohner, haben längst die Vorteile des urbanen Raums für sich entdeckt. Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben kommen heute sogar ausschließlich in Siedlungsgebieten vor – weil sie Gebäude zum Nisten brauchen.