Vor der australischen Westküste haben Forschende einen ungewöhnlichen Modetrend beobachtet: Delfin-Männchen tragen hier Schwämme wie Hüte – um ihre Auserwählte zu beindrucken
Männer, die Frauen beeindrucken wollen, müssen sich etwas einfallen lassen. Wer nicht nur mit seinem Körperbau punkten will, setzt sich Schwämme auf den Kopf. Das zumindest scheint der neueste Schrei unter Australischen Buckeldelfinen zu sein.
Wie das Department of Biodiversity, Conservation and Attractions (DBCA) auf Instagram berichtet, tragen männliche Tiere dieser Spezies Meeresschwämme auf dem Kopf, um Weibchen zu umwerben, "ähnlich, wie man Frauen einen Blumenstrauß schenkt".
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Instagram integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Erst im vergangenen Jahr wurde eine ähnliche Modeerscheinung bei den ebenfalls sozialen und intelligenten Orcas bekannt: An der Pazifikküste im Nordwesten der USA tragen die Tiere tote Forellen auf dem Kopf. Über den Sinn des ungewöhnlichen Kopfschmucks rätseln die Forschenden noch. Möglicherweise heben sie sich auf diese Weise in futterreichen Zeiten Nahrung für später auf.
Gegenüber der Australian Broadcasting Corporation sagte DBCA-Marinebiologin Dr. Holly Raudino, das Verhalten der Delfine sei offenbar auf bestimmte Bereiche Nordwestaustraliens beschränkt: den Dampier-Archipel, den Exmouth-Golf im Süden und vor der Kimberley-Küste weiter nördlich. "Die Schwämme haben unterschiedliche Formen und Größen und unterschiedliche Farben, aber sie scheinen alle in diesem Gebiet vorzukommen", sagte Raudino.
In einer Meeresbucht vor Seattle transportieren Orcas tote Fische auf ihren Köpfen. Warum tun sie das? Forschende schließen aus dem Verhalten auf eine praktische Veranlagung der Meeressäuger
Schwämme als Werkzeug und Accessoir
Schon länger bekannt war, dass Delfine Schwämme verwenden, um ihre Schnauze zu schützen, während sie im Meeresboden oder zwischen Korallen nach Nahrung suchen. Eine Technik, die offenbar von Müttern an ihre Nachkommen weitergegeben wird – der erste Beweis für kulturell tradierten Werkzeuggebrauch bei Meeressäugern. Berichte über Schwämme als Modeaccessoirs allerdings fehlten bislang.
Der Australische Buckeldelfin (Sousa sahulensis) wurde erst 2014 als eigene Art neben dem Chinesischen Weißen Delfin (Sousa chinensis) anerkannt – und Anfang dieses Jahres von der IUCN auf "gefährdet" hochgestuft. Grund dafür ist Raudino zufolge die Verschlechterung seines Lebensraums, vor allem durch den Bau von Hafenanlagen und Pipelines entlang der Küste. Die gesamte Population der Spezies wird auf weniger als 10.000 geschlechtsreife Tiere geschätzt.
Sollte die Mode eines Tages wieder in Vergessenheit geraten, wäre sie nicht aus der Welt: Die Orcas vor der Küste der nordwestlichen USA waren zuerst 1987 mit Lachshüten beobachtet worden – und dann jahrzehntelang nicht mehr. Offenbar hatte sich im vergangenen Jahr ein älteres Tier an die Mode "von damals" erinnert und sie wieder aufleben lassen.