Palma de Mallorca Das Geschäft mit Pferdekutschen geht trotz Hitze weiter

Kutschpferd steht angebunden am Rande eines Platzes in Palma de Mallorca
Kutschpferd in Palma de Mallorca: romantisches Urlaubsvergnügen oder Tierquälerei?
© Carolin Voelker / Moment / Getty Images
Eigentlich sollten Pferdekutschen in Mallorcas Hauptstadt verboten werden. Denn Tierschützende kritisieren seit Langem die katastrophalen Bedingungen für die Tiere. Doch die neue, rechtsgerichtete Stadtverwaltung will von dem Plan nichts mehr wissen. In Alcúdia, im Nordosten der Insel, ist man dagegen schon weiter

Als im  Sommer 2022 mehrere Kutschpferde in den sonnenheißen Gassen von Palma de Mallorca zusammenbrachen, war das Maß voll. Nach Protesten von Tierschützenden kündigte die Stadtverwaltung an, die Touristenattraktion nicht nur in den heißen Sommermonaten zu verbieten und durch Elektrokutschen zu ersetzen. Passiert ist seither: nichts. Und dabei bleibt es offenbar auch.

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Wie die "Mallorca Zeitung" ("MZ") jetzt berichtet, hat die neue Regierung aus konservativer Volkspartei (PP) und der rechtsextremen Vox beschlossen, das geplante Verbot auf Eis zu legen.

28 Pferdekutschen transportieren allein in Palma und dem benachbarten Arenal Touristinnen und Touristen durch die Gassen. Um Tierquälerei zu verhindern, wolle man die Kutschbetriebe strenger überwachen und kontrollieren. Landesweit gelten zudem neue Grenzwerte. So dürfen Pferde schon bei der Warnstufe gelb, also ab einer Temperatur von 36,5 Grad Celsius, nicht mehr vor einen Touristenkarren gespannt werden. Bei Missachtung drohen Bußgelder von bis zu 1800 Euro. Gegen zwei Kutscher sei in diesem Jahr ein Verfahren eingeleitet worden, erklärte ein Sprecher der Stadtverwaltung.

Dass das reicht, bezweifeln Tierschützende. Im Februar dieses Jahres hatte der Vorsitzende der Grünen-Partei Progreso en Verde, Guillermo Amengual, in der Online-Zeitung "Diario de Mallorca" die mangelhafte Unterbringung der Tiere und das Fehlen von Kontrollen kritisiert: "Weder diejenigen, die vorher dort [in der Stadtverwaltung von Palma, d. Red.] waren, noch diejenigen, die jetzt dort sind, sind in der Lage, die Gesetze und Vorschriften zum Tierschutz durchzusetzen."

Alcúdia geht mit gutem Beispiel voran

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Alcúdia im Nordosten der Baleareninsel. Dort sind derzeit noch zehn Touristenkutschen unterwegs, die nun durch E-Kutschen ersetzt werden sollen. Die Initiative zu der Umstellung geht laut "MZ" nicht von der Stadt aus – sondern von den Kutschern selbst. Sie sehen sich angesichts der anhaltenden Proteste von Tierschützenden gezwungen, auf tierfreundliche Elektromobilität umzusteigen. "Die Kutscher haben keine Lust mehr, wegen ihrer Arbeit angefeindet zu werden", zitiert die "MZ" einen der caleseros.

Eine Entscheidung mit Unsicherheitsfaktor. Denn ob die Kutschen mit den geräuschlosen elektrischen Pferdestärken für potenzielle Kundinnen und Kunden genauso einladend sind wie das Original mit echten Tieren, scheint vielen Caleseros fraglich. Tatsächlich dürften die Tiere und die nostalgisch anmutende Fortbewegungsart für viele Touristen und Touristinnen die eigentliche Attraktion sein. 

Azahara Machado ist gleichwohl optimistisch. "Wir freuen uns darauf, auf unseren Straßen bald Elektrokutschen zu sehen und damit Pionierarbeit geleistet zu haben", sagte die Stadträtin von Alcúdia der "MZ". Sie sei sicher, dass langfristig überall von Pferde- auf Elektrokutschen umgestellt werde.