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Tierschutz Überforderte Selbstversorger: Immer mehr Hühner landen in Tierheimen

Hähne, Tierheim Berlin
Besonders "schwer vermittelbar" sind die Hähne im Berliner Tierheim
© ©Tierheim Berlin
Immer mehr Menschen halten Hühner - auch in der Stadt. Und überfordern sich damit. Das Berliner Tierheim schlägt nun Alarm

Selbstversorgung liegt im Trend. Und offenbar hat der Corona-Lockdown im Frühjahr den Trend weiter befeuert. Für das eigene, legefrische Ei zum Frühstück legten sich in diesem Jahr offenbar immer mehr Menschen ein eigenes Huhn zu. Doch viele unterschätzen den Aufwand, den die richtige Haltung der Tiere mit sich bringt.

Das Tierheim Berlin sendet nun ein Notsignal. „Unsere Platzkapazitäten sind erschöpft“, sagt Sprecherin Annette Rost laut einer Pressemitteilung. Schon im Juli waren in einem Hochhaus im Stadtteil Lichtenberg fünf Hühner in Pappkartons sichergestellt worden. Im September wurden sechs ausgesetzte, kleine Küken gefunden, die mit Wärmelampen und Spezialfutter versorgt werden mussten.

26 Hühner und Hähne bevölkern nun die Gehege des Berliner Tierheims. Besonders „schwer vermittelbar“, so Anette Rost, seien die neun Hähne. Denn sie legen keine Eier – und könnten durch ihr Krähen in der Nachbarschaft unangenehm auffallen.

Verletzte Henne im Tierheim Berlin
Einige der aufgenommen Hühner wiesen Haltungsschäden auf, zum Beispiel am Gefieder
© ©Tierheim Berlin

Auch im Hamburger Tierheim ist der Trend zum eigenen Huhn spürbar

Auch das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins meldet mehr Hühner als sonst. Man habe, heißt es in einer Mitteilung an den Deutschen Tierschutzbund, in diesem Jahr schon mehrere Hähne aufgenommen, die ausgesetzt worden waren, außerdem beschlagnahmte Tiere aus schlechter Haltung.

Anette Rost appelliert an Interessenten und Besitzer, verantwortungsvoll mit den Tieren umzugehen. Es sei zwar leicht, ein Huhn zu kaufen – oder sogar zu mieten. In einer Großstadt wie Berlin könnten aber die wenigsten Halter ihren Tieren ein artgerechtes Leben ermöglichen. Und Slogans wie „Huhn to Go“ degradierten das Tier zum Gegenstand.

"Hühner", so heißt es in der Presseerklärung des Berliner Tierheims, "gehören nicht in eine Mietwohnung oder auf einen Balkon". Die sozialen Tiere bräuchten zum Beispiel ausrechend Platz, eine Wiese und Sand zum Scharren.

„Während der Corona-Pandemie wurden vermehrt Hunde und Katzen angeschafft“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Ob die Einschränkungen durch die Epidemie auch die Anschaffung von Hühnern befeuert haben, sei aber unklar. In den vermehrten Hühner-Aufnahmen, die vor allem aus Berlin und Hamburg gemeldet werden, spiegele sich aber der Trend der letzten Jahre: Das Privat-Huhn ist offenbar in.

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