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Hartnäckige Kakerlaken Warum bald kein Gift mehr gegen Küchenschaben hilft

Deutsche Schabe
Hartnäckige Spezies: Manche Deutsche Schaben überleben selbst Gift-Attacken - um dann resistente Populationen aufzubauen
© dmitriydanilov62 / Adobe Stock
Küchenschaben sind lästig, potentiell gesundheitsschädlich – und hart im Nehmen. Selbst gegen Gift entwickeln sie Resistenzen. Und zwar viel schneller als gedacht

Küchenschaben, auch als Kakerlaken bekannt, gelten seit jeher als extreme Überlebenskünstler. So vertragen sie etwa zehnmal mehr radioaktive Strahlung als Menschen. (Dass sie – im Unterschied zu Säugetieren – selbst einen Atomkrieg überleben würden, gehört allerdings eher in das Reich der Mythen.) Auch Gift ist manchen der evolutionsgeschichtlich uralten Sechsbeiner anscheinend egal. Schon seit den 1950er Jahren mehren sich die Berichte, wonach die Kerbtiere zunehmend gegen handelsübliche Insektizide resistent werden.

Dieses Problem könnte sich in Zukunft noch verschärfen. Schon bald, so schreiben US-Forscher in einer aktuellen Studie, könnten Küchenschaben gegen jedwede Art der chemischen Insektenbekämpfung immun sein.

Die "chemische Keule" trifft nicht immer

Für ihre Untersuchungen nahmen die Forscher der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana eine der in den USA und Europa am weitesten verbreiteten Spezies unter die Lupe: Blattella germanica, die Deutsche Schabe, die bis zu 15 Millimeter groß wird – ohne Fühler. In zwei Wohnkomplexen testeten sie ein halbes Jahr lang die Wirkung verschiedener Kammerjäger-Strategien: einen einzelnen Wirkstoff, einen Mix und die abwechselnde Anwendung dreier verschiedener Wirkstoffe.

Das Ergebnis: Mit dem "Rotations"-Verfahren konnten die Forscher die Population immerhin stabil halten. Der Zwei-Wirkstoff-Mix wirkte überhaupt nicht – die Schaben-Familie wuchs sogar. Im Dritten Anwendungsfall mit einem einzelnen Wirkstoff zeigte sich, dass bis zu zehn Prozent der Schaben überlebten. Spätere Labortests ergaben einen beunruhigenden Befund:

Mehrfach-Resistenzen innerhalb einer Generation

Schaben, die gegen einen Wirkstoff resistent waren, entwickelten innerhalb kürzester Zeit Resistenzen auch gegen Substanzen anderer Wirkstoffklassen, eine sogenannte Kreuzresistenz. Die überlebenden Tiere können innerhalb weniger Monate erneut große Populationen aufbauen.

"Wir haben einen Anstieg der Resistenzen um das Vier- bis Sechsfache innerhalb einer Generation beobachtet", sagt der Entomologe und Hauptautor der Studie, Michael Scharf. "Wir hatten keine Ahnung, dass so etwas so schnell passieren kann." Schaben mit solchen Kreuzresistenzen könnten es unmöglich machen, sie allein mit Chemie zu bekämpfen.

Küchenschaben lieben die Nähe zum Menschen

Küchenschaben sind ursprünglich in den Tropen zu Hause. Die Deutsche Schabe jedoch lebt ausschließlich in der Nähe von Menschen – und mag es gerne warm und feucht. Sie kann – unentdeckt – in gastronomischen Betrieben, Einkaufszentren oder auch auf Schiffen schnell zum Problem werden. Denn eine einzelne Schabe kann rechnerisch innerhalb eines einzigen Jahres eine Population von vielen Millionen Tieren aufbauen. Eine Bekämpfung ist in jedem Fall geboten: Küchenschaben können Krankheitskeime übertragen und Allergien auslösen.

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