Fledermäuse fliegen oft unter dem Radar der menschlichen Wahrnehmung – weil sie nachtaktiv sind. Darum gerieten ihre Leistungen als Insektenvertilger – und ihre Bestandsentwicklung – spät in den Fokus der Wissenschaft. Vielleicht zu spät. Denn heute wissen wir, dass viele Fledermausarten bedroht sind. Nicht zuletzt durch immer mehr künstliches Licht, das ihren Lebensraum, die Dunkelheit der Nacht, ausleuchtet. Eine Gemeinde in den Niederlanden wollte nun gegensteuern und es besser machen – mit Rotlicht.
Das setzt die Stadt Nieuwkoop in der Provinz Südholland in dem 2011 geplanten Neubaugebiet Zuidhoek-Nieuwkoop mit 93 Häusern ein.
Rotlicht ist für Fledermäuse Dunkelheit
Das neue Viertel gehört mit angrenzenden Gebieten zum dem europäischen Schutzprogramm Natura 2000 – einem Verbund von Schutzgebieten mit besonders schützenswerten Tier- und Pflanzenarten. Grund genug für die Stadtoberen, nicht nur die Neubauten nach höchsten Energiestandards und ressourceneffizient konstruieren zu lassen. Auch dem Fledermausschutz sollte Rechnung getragen werden. Denn die seltenen Arten, die hier vorkommen, leiden unter der in Holland, aber auch weltweit zunehmenden Lichtverschmutzung.
Das rote LED-Licht leuchtet nach Angaben der Stadt und des Herstellers, Signify (vormals Phillips Lighting), in einem Spektrum, das Fledermäuse nicht sehen. Für sie ist die rot erleuchtete Straße, die menschlichen Nachtschwärmern als ausreichend hell erscheint, einfach dunkel.
Fledermäuse reagieren unterschiedlich auf Licht
Forschungen haben gezeigt, dass immer mehr Licht in den Ballungsräumen – auch durch die Umstellung auf weißes LED-Licht, viele Fledermausarten in ihrem Verhalten und ihren Jagdgewohnheiten beeinträchtigt. Während einige Arten von den Insektenansammlungen profitieren, die sich unter Straßenlaternen einfinden, meiden manche seltene Arten das helle Licht ganz.
Seltene Mausohr-, Langohr- und Zwergfledermaus-Arten, das zeigte eine wissenschaftliche Studie der Universität Wageningen und des Herstellers Signify, werden am wenigsten durch rotes Licht gestört. Nach Angaben des Herstellers ist die jetzt eingesetzte rote Straßenbeleuchtung weltweit einmalig.

Helles LED-Licht zieht Insekten nicht an und stört Fledermäuse
Die Umstellung vieler Kommunen auf weißes LED-Licht ist eigentlich eine sinnvolle Maßnahme zum Energiesparen. Für Fledermäuse allerdings ist das grelle Licht schädlich. Denn Insekten werden magisch angezogen von UV-Licht - das LED-Lampen fehlt. Somit entfällt für Fledermäuse auch der reich gedeckte Tisch unter Straßenlaternen. Zudem scheint das LED-Licht selbst die Flugsäuger zu stören. Manche Arten verlassen ihr Versteck bei heller Beleuchtung später und fressen weniger. Diesen Effekt beobachteten Forscher in der englischen Stadt Leicester – nachdem die ihre komplette Straßenbeleuchtung auf LED-Licht umgestellt hatte.
Forscher schätzen, dass auch dank moderner Beleuchtungstechniken der Nachthimmel jedes Jahr um sechs Prozent heller werden könnte.
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