Haben Sie schon einmal einen Springschwanz verschluckt? Die Chance dafür ist gar nicht so klein. Schließlich zählen die nur wenige Millimeter großen Tierchen zu den häufigsten Gliederfüßern, zu denen auch Spinnen gehören. "Sie sind überall um uns herum", schreibt Adrian Smith von der North Carolina State University in einer aktuellen Studie.
Vier Jahre lang hat Smith an den winzigen Tierchen geforscht. Herausgekommen ist die bisher umfassendste Studie zu ihrem Verhalten. "Unsere Arbeit ist die erste komplette Übersicht darüber, wozu diese Organismen in der Lage sind", so Smith. Kugelförmige Springschwänze können demnach bis zu 368 Saltos in der Sekunde schlagen – das kann kein anderes Tier.

Sie nutzen dafür die Furca, ein Fortsatz an ihrem Rumpf, mit dem sie sich in die Luft katapultieren. Im Durchschnitt brauchten die Springschwänze der Art Dicyrtomina minuta 1,7 Millisekunden für den Absprung – hundertmal schneller als ein Wimpernschlag.
Damit sind Springschwänze zu schnell für das menschliche Auge und auch für normale Kameras. Um ihr Verhalten zu studieren, benutzte Smith deshalb Makrolinsen und Hochgeschwindigkeitskameras mit über 40.000 Bildern pro Sekunde. So konnte er den verrückten Sprung der Tiere einfangen und analysieren. Er setzte sie auf eine flache Acrylplatte und stupste sie leicht mit einem dünnen Pinsel an – und schon begannen sie ihren Tanz.
Dabei fiel Smith Merkwürdiges auf: Die Tiere sprangen immer nur nach hinten, nie nach vorn. "Der vordere Bereich von 90 Grad schien für sie unerreichbar zu sein", sagt Smith in einem Video, das er zu seinen Versuchen gedreht hat. Das ist besonders überraschend, da auf dem Wasser lebende Springschwänze genau das Gegenteil tun: Sie springen nach vorne.
Smith schließt daraus, dass die Sprünge von Dicyrtomina minuta nicht zur Fortbewegung dienen. Wahrscheinlich sind sie stattdessen eine Strategie, um Feinden zu entkommen. In einer nächsten Studie möchte Smith herausfinden, was bestimmt, wie solche Sprünge ausgerichtet sind.
Die Landung sieht dagegen nicht so elegant aus: Oft prallen die Springschwänze vom Boden ab und hüpfen noch ein paar Mal unkontrolliert hin und her. Einigen gelingt aber auch ein geschickteres Manöver. Mit zwei Ventraltuben an ihrem Bauchsegment fangen sie sich ab und halten sich am Boden fest, wie mit einem klebrigen Anker. So wird der Aufprall gedämpft. "Sie fahren diese Anhänge mitten in der Luft aus und hoffen auf das Beste", erklärt Smith.
Was dem Insektenforscher besonders viel Freude an der Arbeit gemacht hat: Alle seine Versuchsobjekte hat er einfach in seinem Garten gefunden. Dazu musste er nur etwas Erde und das Laub darauf aufsammeln. "Das ist doch unglaublich", sagt Smith. "Da leben solche außergewöhnlichen Kreaturen, die tun, was kein anderes Tier kann, direkt vor unserer Tür. Und warten nur darauf, dass wir es entdecken."