Insekten Auffällig, aber harmlos: Warum Sie Feuerwanzen nicht bekämpfen sollten

Feuerwanzen treten meist in Gruppen auf. Trotz ihrer Signalfarbe sind die Tiere völlig harmlos
Feuerwanzen treten meist in Gruppen auf. Trotz ihrer Signalfarbe sind die Tiere völlig harmlos
© Ralf Geithe / Adobe Stock
Sie tummeln sich zu Hunderten, und ihre leuchtend rote Farbe signalisiert Gefahr. Kein Wunder, dass die Feuerwanze einen schlechten Ruf hat. Dabei ist sie vollkommen ungefährlich

Entdeckt man unverhofft eine große Gruppe feuerroter Insekten im Garten, ist der Schreck zunächst groß. Besorgt muss aber niemand sein, denn Feuerwanzen sind weder giftig noch verursachen sie große Schäden. Im Gegenteil, sie sind sogar dafür bekannt, Ordnung im Garten zu schaffen.

Feuerwanzen sind keine Schädlinge

Weltweit gibt es mehr als 300 Arten von Feuerwanzen. Lediglich zwei kommen in Deutschland vor: Die auffällig gefärbte Gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) und die Braune Feuerwanze (Pyrrhocoris marginatus). Letztere ist eher selten und steht aufgrund ihrer unscheinbaren Aufmachung kaum im Fokus. Die Gemeine Feuerwanze hingegen sorgt vor allem im beginnenden Frühjahr für Aufsehen, wenn sie bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen aktiv wird und aus der noch kargen Landschaft heraussticht. Sie verlässt dann ihr geschütztes Winterquartier und findet sich mit Artgenossen in der Nähe geeigneter Futterpflanzen zusammen. Dabei können Gärtnerinnen und Gärtner sie unbekümmert gewähren lassen. Zwar verraten einige Online-Ratgeber, wie man die Feuerwanze bekämpfen kann. Doch in einem struktur- und artenreichen Garten ist sie eher nützlich als lästig.

Feuerwanzen ernähren sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Substanz. Der für Wanzen typische Stechrüssel ermöglicht es ihnen, an Samen und vegetativen Pflanzenteilen, aber auch an toten Insekten, Artgenossen oder sogar an Schneckeneiern zu saugen und damit für ein natürliches Gleichgewicht im Garten zu sorgen. Hauptsächlich leben sie von Malvengewächsen (Malvaceae), wozu unter anderem Linden und Eibisch gehören. Kletternd sind sie auch auf anderen Pflanzen anzutreffen, etwa auf Robinien oder Kräutern. Aufgrund ihrer verkürzten Flügel sind Feuerwanzen nicht flugfähig.

Ungiftig, aber clever: Überlebensstrategien der Feuerwanze

Ihre Geselligkeit bleibt über den Sommer hinweg auffällig: Dutzende bis Hunderte Individuen verschiedener Entwicklungsstadien tummeln sich im unteren Stammbereich von Linden, an Holzpfählen oder auf Mauern. Die Wanzen kommunizieren mit Duftstoffen und signalisieren einander die Entdeckung interessanter Futter- und Schlafstätten sowie potenzieller Gefahren. Fliegen und Mücken sollen diese Gerüche meiden. Mit bestimmten Stoffen schützen die Weibchen sogar ihre Eier vor Fressfeinden. Diese legen sie in der Regel am Boden in kleine Vertiefungen und bedecken sie mit Bodenpartikeln. Ungefähr zwei Wochen betreiben die Weibchen Brutpflege, und auch nachdem die Nymphen geschlüpft sind, sind sie noch einige Zeit auf die Mutter angewiesen.

Feuerwanzen an einem Baumstamm
In einer großen Gruppe wirken Feuerwanzen noch abschreckender auf ihre Fressfeinde
© RONALD RAMPSCH / Adobe Stock

Gemieden werden die leuchtend roten Wanzen in der Regel auch von Vögeln. Im Tierreich dient die Signalfarbe vor allem dazu, auf die eigene Giftigkeit hinzuweisen. Dabei trifft das auf die Feuerwanze keinesfalls zu. Sie nutzt die Mimikry, eine Überlebensstrategie, bei der harmlose Tiere oder Pflanzen andere Arten nachahmen und sich so einen Vorteil verschaffen. Die sehr ähnliche Ritterwanze etwa ist für Vögel giftig.

Feuerwanzen erkennt man an ihrem Muster

Typisch für die Gemeine Feuerwanze sind die verkürzten Flügel und die zurückgebildete Membran am Hinterleib. Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal ist das Fehlen der Stirnaugen (Ocellen), die sich bei anderen Wanzen nach genauerem Hinsehen deutlich erkennen lassen. Auch das schwarz-rote Muster gibt Aufschluss über die Art: Beine, Antennen und Kopf der Feuerwanze sind schwarz. Auf dem roten Halsschild befindet sich mittig ein schwarzer Punkt. Das dahinterliegende Schildchen ist komplett schwarz gefärbt, und auf den Flügeln erkennt man zwei fast kreisrunde Flecken. 

Nymphe einer Feuerwanze
Die Larven, auch Nymphen, der Feuerwanze sind deutlich kleiner und anders gefärbt als die erwachsenen Tiere. Innerhalb weniger Monate durchlaufen sie mehrere Entwicklungsstadien. Nach der fünften Häutung erscheint die ausgewachsene Feuerwanze
© Erich Teister / Adobe Stock

Steckbrief: Die Gemeine Feuerwanze auf einen Blick

  • Art: Gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus)
  • Familie: Pyrrhocoridae
  • Größe: 9 bis 12 Millimeter
  • Verbreitung: Gemäßigte Zonen Europas und Asiens
  • Lebensraum: Bodennah an Laubbäumen, Sträuchern und Stauden
  • Nahrung: Samen, Pflanzensäfte, Insekten
  • Schlaf-wach-Rhythmus: tagaktiv
  • Fortpflanzung: Paarung bis zu 30 Stunden, Weibchen legt 50 bis 60 Eier
  • Merkmale: Schwarze Beine und Antennen, schwarzer Kopf, schwarzes Schildchen, schwarzer Fleck mittig auf dem Halsschild, zwei schwarze Punkte auf den verkürzten Flügeln, keine Stirnaugen
Feuerwanzen bei der Paarung
Die Paarung der Feuerwanzen kann mehrere Stunden, im Extremfall bis zu 30 Stunden dauern
© Mehes Daniel / Adobe Stock

Leicht zu verwechseln: Schwarz-rote Wanzen im Überblick

Verwechslungsgefahr besteht mit einigen anderen Wanzen, die ähnlich gefärbt sind. Arten, die in Deutschland anzutreffen sind, finden Sie in der folgenden Bildergalerie:

Winterquartier gesucht: Wo überwintern Feuerwanzen?

Im Herbst begeben sich die Tiere auf die Suche nach einem Versteck für den Winter. Geeignet sind Laubhaufen, Mauerritzen und Erdlöcher, in denen sich die Wanzen oft in größerer Anzahl zusammenfinden. Sie überwintern in der Regel als Imagines, also als ausgewachsene Tiere. Selten kommt es vor, dass Nymphen im Jugendstadium überwintern – zum Beispiel, weil es in warmen Jahren dazu kommen kann, dass sich eine zweite Generation entwickelt, die zum Winteranbruch noch nicht alle Entwicklungsstadien durchlaufen hat. Haben sich die Tiere ins Haus verirrt, fegt man sie vorsichtig auf einem Kehrblech zusammen und befördert sie ins Freie.

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