Klassische Balkonpflanzen wie Geranien oder Petunien locken die Tiere mit ihrer bunten Blüte zwar an, liefern dann aber keine oder nur sehr wenig Nahrung. Über heimische Pflanzen freuen sich neben Wildbienen auch Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer und weitere Insekten. Grundsätzlich ist jede heimische Art auch für den insektenfreundlichen Balkon geeignet. Viele sind sogar äußerst robust und kommen mit wenig Nährstoffen und längeren Trockenperioden aus. Sie können also problemlos im Topf oder Balkonkasten gedeihen. Im Zweifel macht der Versuch klug.
Tipp der Autorin: Einfach abwarten, was kommt. Die Natur findet oft einen Weg, den Gärtnerinnen und Gärtner nicht besser hätten planen können. In einer alten Zinkgießkanne wollte ich ursprünglich einen hübschen Dauerblüher pflanzen. Stattdessen hat sich eine Ulme darin ausgesät – und wächst jetzt im dritten Jahr als kleiner Baum auf der Terrasse.
Naturbalkon gestalten: Effektiv und unkompliziert
Viele Menschen scheuen das Gärtnern auf dem Balkon wegen der mutmaßlich vielen Arbeit. Dabei kann eine bienenfreundliche Balkonbepflanzung sehr unkompliziert sein:
- Keine Exoten kaufen, sondern heimische Pflanzen nutzen
- Mehrjährige und winterharte Pflanzen mit einjährigen ergänzen
- Trockenverträgliche Pflanzen mit geringem Nährstoffbedarf wählen
- Balkon-Ausrichtung bedenken und standortgerechte Gewächse pflanzen (Sonne, Halbschatten, Schatten)
- Bewässerungshilfen und Pflanzschalen einsetzen, so muss man nur selten gießen
- Töpfe sind besser etwas zu groß als zu klein, Tiefwurzler brauchen ein hohes Pflanzgefäß
- Platzsparend denken: Balkonkästen, Pflanzampeln und Pflanzenregale schaffen Raum
Pflanztipps: Bienenfreundliche Balkonpflanzen
Auf dem Balkon sollten sich Frühblüher, Dauerblüher und Herbstblumen wiederfinden. Auf gefüllte Blüten verzichten Sie, weil diese für Insekten keine Nahrung bieten. Wer sichergehen möchte, dass die Pflanzen nicht mit Pestiziden behandelt wurden, kauft sie in Bioqualität.
Frühblüher
Frühblüher sind für viele Insekten besonders wichtig, denn oft sind sie im Februar und März die einzige verfügbare Nahrungsquelle. Ohne sie können Wildbienen, zu denen auch Hummeln gehören, sich nicht ernähren und fortpflanzen. Ganze Populationen sind also auf frühe Blüten angewiesen. Die bienenfreundlichen Pflanzen können Sie als Topfware erwerben – alternativ kaufen Sie Blumenzwiebeln und stecken diese schon im Herbst in die Erde.
Frühblüher sind gute Begleitpflanzen in Töpfen und Kübeln, da sie sich nach der Blütezeit bis zum nächsten Frühling in die Erde zurückziehen. Auf dem bienenfreundlichen Balkon empfiehlt es sich also, sie hier und da zwischen andere Pflanzen zu setzen. Ein Topf kann zum Beispiel mit immergrünem Efeu (Hedera Helix) bepflanzt sein, durch dessen Blätter sich im Frühjahr die bunten Blüten schieben. Neben Klassikern wie Traubenhyazinthe, Schneeglöckchen und Märzenbecher eignen sich folgende Frühblüher:
Empfehlungen:
- Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
- Lederblümchen (Hepatica nobilis)
- Schlüsselblume (Primula veris)
- Blaustern (Scilla bifolia)
- Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
Hinweis: Gute Erfahrungen hat unsere Redakteurin mit der Baumschule Horstmann gemacht. Alternativ finden Sie einige der genannten Pflanzen bei Baldur Garten, Gärtner Pötschke oder einem Pflanzenhandel Ihrer Wahl. Achten Sie beim Kauf immer auf den korrekten botanischen Artnamen.
Winterharte Stauden
Winterharte Stauden sind für den pflegeleichten Balkon unverzichtbar, denn sie sind pflegeleicht und mehrjährig. Das bedeutet, sie verbringen das ganze Jahr draußen und bleiben Ihnen, einmal gepflanzt, im Idealfall viele Jahre erhalten. Hin und wieder kann es sich anbieten, die Pflanzen umzutopfen oder einen natürlichen Dünger anzuwenden, etwa Kaffeesatz oder selbstgemachte Brennnesseljauche.
Die Auswahl ist groß: Es gibt sowohl kleinbleibende Stauden, die sich für Balkonkästen und kleinere Töpfe eignen, als auch wuchsfreudige Exemplare, die aufrecht wachsen und besser in einem mittelgroßen Topf am Boden aufgehoben sind.
Empfehlungen:
- Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare)
- Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum)
- Natternkopf (Echium vulgare)
- Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Berg-Flockenblume (Centaurea montana)
- Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium)
- Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)
- Gundermann (Glechoma hederacea)
Einjährige Pflanzen
Mit einjährigen Pflanzen wird das Blütenbuffet ergänzt. Dazu nutzen Sie am besten Bio-Saatgut und ziehen die Pflanzen selbst heran. Lassen Sie sie nach der Blüte stehen, sodass sich Samen ausbilden können. Auf diese Weise verbreiten sich die bienenfreundlichen Pflanzen eigenständig auf dem Balkon. Im nächsten Frühling können Sie dann beobachten, wo Keimlinge und Jungpflanzen entstehen. Alternativ sammeln Sie die Samen im Spätsommer oder Herbst ein und lagern sie trocken und vor Licht geschützt bis zum geeigneten Aussaattermin.
Empfehlungen:
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Acker-Ringelblume (Calendula arvensis)
- Vogel-Wicke (Vicia cracca)
- Stauden-Lein (Linum perenne)
Dauer- und Herbstblüher
Obwohl es auf den Winter zugeht, wird es auf dem bienenfreundlichen Balkon noch einmal bunt: Spätblüher sind jetzt die einzige verfügbare Nahrungsquelle für Wildbienen, Wespen und Falter. Neben klassischen Herbstblumen wie Astern oder Heide bildet adulter Efeu (Hedera helix) ab September Blüten, die vor allem für die Efeu-Seidenbiene wichtig sind. Zum Nisten braucht die späte Wildbiene offene Bodenflächen - wer ihr helfen will, legt ein Sandarium an.
Viele Herbstblüher sind übrigens winterhart und mehrjährig. Es lohnt sich, ihnen auf dem Balkon einen festen Standort zu geben. Vor allem die Besenheide dankt es, wenn sie in niederschlagsarmen Wintern hin und wieder gegossen wird.
Empfehlungen:
- Berg-Aster (Aster amellus)
- Goldhaar-Aster (Aster linosyris)
- Purpur-Fetthenne (Sedum telephium)
- Moschusmalve (Malva moschata)
- Wegwarte (Cichorium intybus)
- Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)
- Besenheide (Calluna vulgaris)
Sichtschutzpflanzen
Aufrecht wachsende Stauden und Kletterpflanzen sind ein platzsparender Sichtschutz auf dem Balkon. Am besten bietet man den Stauden eine Stütze, damit sie bei Wind nicht umknicken.
Wer mehr Platz zur Verfügung hat, kann auf Heckenpflanzen und Gehölze zurückgreifen – gegebenenfalls als spezielle Spalier- oder Terrassenbäume. Grundsätzlich lässt sich aber fast jeder heimische Baum als bienenfreundliche Balkonpflanze im Kübel heranziehen. Die Sal-Weide ist zum Beispiel eine der wichtigsten Raupenfutterpflanzen und versorgt zahlreiche Wildbienenarten im Frühling mit Pollen und Nektar. Vor der Pflanzung informieren Sie sich über den Nährstoff- und Wasserbedarf der Gehölze. Regelmäßiges Gießen, Düngen und Schneiden ist wichtig. Ein tiefer, rechteckiger Kübel lässt sich auf dem Balkon meist platzsparender stellen als ein runder Topf und kippt bei Sturm nicht so leicht um.
Empfehlungen:
- Gemeiner Efeu (Hedera helix)
- Echtes Geißblatt (Onicera caprifolium)
- Alpen-Waldrebe (Clematis alpina)
- Sal-Weide (Salix caprea)
- Hainbuche (Carpinus betulus)
- Feldahorn (Acer campestre)
Kräuter, Gemüse und Obst
Wer auf dem Balkon Kräuter anbaut, sollte die Pflanzen zur Blüte kommen lassen, denn viele Kräuter sind bienenfreundlich. Dazu gehören zum Beispiel Oregano (Origanum vulgare), Schnittlauch (Allium schoenoprasum) oder die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata). Die Blüten von Gemüse- und Obstpflanzen können ebenfalls bienenfreundlich sein, empfehlenswert sind unter anderem Erbsen (Pisum sativum), die Wilde Möhre (Daucus carota), Sellerie (Apium graveolens) sowie alle heimischen Obst-, Nuss- und Beerenarten, etwa Apfelbäume, Kirschbäume, Johannisbeeren oder Walderdbeeren.
Nisthilfen für den bienenfreundlichen Balkon
Möchten Sie für Wildbienen nicht nur Nahrung, sondern auch Nistplätze bieten, bringen Sie Bienenhäuser an. Diese können Sie mit etwas Aufwand selbst basteln oder im Handel kaufen. Egal ob gekauft oder selbstgebaut: Achten Sie darauf, dass die Einfluglöcher lang genug (mindestens 10 Zentimeter, eher mehr) und sauber gebohrt sind. Es sollten keine Splitter zu sehen sein, denn daran können Bienen sich die Flügel verletzen. Bei gekauften Modellen wie dem Beesi Bee Hotel bietet es sich an, die Röhren vorsichtig mit einer Trinkhalmbürste zu polieren.
Wer genug Platz hat, baut ein Sandarium als Nisthilfe für bodennistende Wildbienen. Denn die meisten Arten können mit dem klassischen Insektenhotel nichts anfangen. Das Gefäß bietet außerdem Platz für weitere bienenfreundliche Balkonpflanzen. Wie die Umsetzung eines Sandariums gelingt, erfahren Sie hier.
Im Sommer brauchen die Tiere außerdem frisches Wasser, weshalb eine Insektentränke auf dem Balkon empfehlenswert ist - dazu genügt eine Pflanzschale oder ein ausrangierter Suppenteller mit Ausstiegshilfen wie Steinen und Ästen. Alternativ gibt es spezielle Insektentränken auch zu kaufen, zum Beispiel wie hier in Form einer Blüte.