
Nick Martorano - Ocean Wonders Productions - www.oceanwonders.org
Wo liegt Palau?
Der Inselstaat Palau liegt nördlich von Papua-Neuguinea im Pazifischen Ozean und gehört zur Region Mikronesien. Je nach Zählweise gehören 250 bis 350 Inseln zu dem Archipel. Die 20.000 Einwohner Palaus bewohnen jedoch nur neun. Hauptstadt ist Melekeok.
Von 1899 bis 1914 war Palau deutsche Kolonie, danach beherrschten Japaner die Inseln bis zum Zweiten Weltkrieg. Seit 1994 ist der Staat unabhängig, hat aber einen Assoziationsvertrag mit den USA unterzeichnet. Das heißt: Für die Verteidigung Palaus sind die USA zuständig.
Wissenschaftler erhoffen sich in dem Tümpel Ongeim'l Tketau, einem Quallentümpel, Rückschlüsse auf die Geschichte des Ozeans ziehen zu können.
Ongeim'l Tketau ist der Tümpel der Quallen; gerade 420 Meter lang, 150 Meter breit, 30 Meter tief, er liegt im Pazifik - auf einer unbewohnten, zerklüfteten Insel der mikronesischen Republik von Palau. Eine besondere Hoffnung der Evolutionsbiologie lastet auf diesem Ort, weil er zu jenen seltenen Lebensräumen gehört, die in der Wissenschaft als "Marine Lakes" bezeichnet werden: Gewässer, von Land eingefasst, aber dennoch von Salzwasser ausgefüllt und von Meeresarten besiedelt, von Quallen und Fischen etwa, von Schwämmen und Seescheiden. Man könnte auch sagen: Ongeim'l Tketau ist eine überschaubare Miniaturausgabe des Ozeans. Oder auch: eine Insel. Eine Insel aus Meerwasser.
Warum ist der Ort für die Evolutionsforschung so bedeutend ?
In solchen abgeschotteten Welten laufen Entwicklungsgeschichten im Zeitraffer ab. Für den größten Lebensraum des Planeten, die Weltmeere, sind "ozeanische Inseln", die als Modelle herhalten könnten, sehr rar - und Exempel wie Ongeim'l Tketau deshalb umso wertvoller. Nur etwa 200 solche Meerwasserseen haben Wissenschaftler weltweit bislang beschrieben: hauptsächlich in Palau. Ungefähr sechs Dutzend "Marine Lakes" verstecken sich in der Karstlandschaft dieses verschlungenen Archipels.
Wie sind die Marine Lakes entstanden?
Die Seen entstammen dem Zeitalter des Pleistozäns, an dessen Ende die Erde sich nach einer längeren Epoche der Kälte erwärmte und die Eismassen langsam dahinschmolzen. Damals, vor etwa 15 000 Jahren, begann der Meeresspiegel zu steigen, und das Wasser drang in die porösen, von zahllosen Spalten durchzogenen Kalkstein-Sockel der palauischen Inselwelt ein. Täler und Canyons hinter den Küsten füllten sich auf - bis der Wasserspiegel des Ozeans schließlich, vor rund 5000 Jahren, auf seinem heutigen Stand innehielt. Nach wie vor kann das Wasser des Meeres hin und her fließen, ökologisch jedoch haben die meisten Marine Lakes sich vom Ozean unabhängig gemacht: Organismen, die in die Becken verdriftet wurden, fanden nicht mehr heraus, mussten in der Gefangenschaft neue Wege des Überlebens entwickeln und haben so neue Arten geformt.
Wie ist das Leben im See zu erklären?
Die Gemeinschaft der Medusen von Ongeim'l Tketau umfasst derzeit rund 15 Millionen Tiere, die Zahl kann jedoch von Jahr zu Jahr sehr schwanken. Vor frühestens 10.000 Jahren müssen einige Quallen aus dem Meer in das Seebecken eingespült worden sein. Dort fanden sie eine bessere, neue Welt vor: ohne Konkurrenten, ohne feindliche größere Fische oder gar Meeresschildkröten. Ohne ablenkende Strömung. Aber voll nahrhafter Ruderfußkrebse, die es ebenfalls hierher verschlagen hatte. Mit anderen Worten: einen fantastischen Platz für Medusen, um eine Millionengemeinschaft zu gründen.
Wovon ernähren sich die Quallen?
Nicht allein von der Krebsjagd. Wie Korallen und einige Meeresschnecken "züchten" sie in ihrem Körpergewebe Algen heran, von denen sie im Gegenzug ständig mit Zuckerstoff versorgt werden, für diese "Algengärten" benötigen sie Sonnenlicht. Um das zu bekommen wandern sie den ganzen Tag über in Scharen durch den lichtarmen Tümpel und suchen den günstigsten Platz an der Sonne.