Great Salt Lake Rätsel um mysteriöse Inseln in sterbendem Salzsee gelöst

Aus der Tiefe gespeist: Inmitten der immer häufiger ausgetrockneten Playa des Great Salt Lake tauchen bewachsene Inseln auf
Aus der Tiefe gespeist: Inmitten der immer häufiger ausgetrockneten Playa des Great Salt Lake tauchen bewachsene Inseln auf
© Joey Ingelhart / Getty Images
Unter dem Great Salt Lake entdecken Forschende ein ausgedehntes Kanalsystem, das Oasen in der Salzwüste wachsen lässt – und vor giftigen Staubstürmen schützen könnte

Bill Johnson fährt mit einem Luftkissenboot auf dem Great Salt Lake, als er eine merkwürdige Beobachtung macht. Seit der Besiedlung der Ufer und dem Abzapfen der Zuflüsse für die Landwirtschaft ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts rund die Hälfte der Fläche des größten Salzwassersees der westlichen Hemisphäre  trockengefallen – und der Salzgehalt im verbliebenen Wasser umso höher: So hoch, dass man den Nordteil des Sees noch vom Weltall aus rötlich schimmern sieht.

Doch an diesem Tag ist etwas anders. Als Johnson über den nördlichen Arm des Sees fährt, beobachtet der Professor am Institut für Geologie und Geophysik plötzlich, wie Wasser und Gas die Wasseroberfläche aufwirbeln und einen Strudel formen, fast doppelt so groß wie das Luftkissenboot, in dem Johnson sitzt. "Es sah aus, als würden enorme Mengen von Grundwasser in das System fließen", erinnert sich Johnson in einer Mitteilung seiner Universität Utah. Noch seltsamer: Kurz darauf tauchen an der ausgetrockneten Playa an der Südostküste des Sees mehr als ein Dutzend Hügel auf. Auf ihnen wuchert ein Dickicht einer besonders durstigen Schilfart. Wie ist es möglich, dass diese lebendigen Oasen inmitten der trockenen, salzverkrusteten Umgebung gedeihen?

Jahrelang zerbrachen sich Johnson und sein Team den Kopf – und haben nun eine Erklärung gefunden: Unter dem ausgetrockneten Seebett befindet sich ein ausgedehntes Kanalsystem, das mit Grundwasser gefüllt ist und unter Druck frisches Süßwasser an die Oberfläche presst. An den Stellen, an denen dies geschieht, entstehen die kreisförmigen bewachsenen Hügel, vermutet Johnson. Und: Das Grundwasser schlummert dort wohl schon sehr lange. "Das Wasser hat auf seinem Weg zum See viel Zeit unter der Erde verbracht", sagt er. 

Intense mammatus clouds form over northern Oklahoma.
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© Mike Hollingshead / Getty Images
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© Mike Hollingshead / Getty Images

Stürme wirbeln Staub und Gift auf

Das Wissen um das Grundwasser unter dem See löst nicht nur das Rätsel der bewachsenen Hügel, sondern könnte in Zukunft noch einen Nutzen für all jene Menschen haben, die in der Nähe des Sees leben. Denn je weiter der Wasserpegel des Sees sinkt und je mehr Fläche trockengelegt wird, desto mehr Staub wird vom Wind aufgewirbelt und in die Ballungszentren Utahs getragen. Die Stürme blasen dabei nicht nur Staub und Salz in die Städte, sondern auch Arsen, Quecksilber und andere Giftstoffe, die sich im Sediment des Sees angereichert haben.

Die Forschenden wollen deshalb herausfinden, ob sich die zerstörte Kruste des Seebetts, die normalerweise dafür sorgt, dass die Sedimente an Ort und Stelle bleiben, regenerieren kann, wenn sie unter Wasser steht. So könnte das Grundwasser die Belastung durch die Staubstürme – und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken – verringern. 

Wie das genau gelingen kann, wollen Johnson und sein Team nun herausfinden. "Es sieht so aus, als wäre das Grundwasser eine Wasserressource, die in Zukunft nützlich sein könnte. Aber wir dürfen sie nicht zum Nachteil der Feuchtgebiete ausbeuten", sagt Johnson, der auch Mitglied des "Great Salt Lake Strike Teams" ist. Die Partnerschaft zwischen der Universität und staatlichen Behörden versucht, das Schrumpfen des Sees zu stoppen. "Das Letzte, was wir wollen, ist, das Grundwasser als Wasserressource zu charakterisieren, die wir anzapfen sollten", sagt er. "Aber wir müssen sie besser verstehen."

Die Forschenden wollen deshalb die Lage der Süßwasserquellen ausfindig machen, die das Grundwasser in den See einspeisen. Und herausfinden, wie viele es davon gibt. Johnson vermutet, dass sie Hunderte der vom Grundwasser gespeisten Oasen finden – und somit auch ein riesiges unterirdisches Wasserreservoir. Ein Geheimnis, das der schrumpfende See nun Stück für Stück preisgibt. 

ftk

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