Frischhaltefolie und Alufolie in der Küche ersetzen – aber wie? Die Antwort ist ebenso einfach wie naheliegend: mit Bienenwachstüchern. Die Tücher mit dem natürlichen Desinfektionsschutz sind die nachhaltige Alternative zu umweltbelastenden Produkten und lassen sich spielend leicht selber herstellen.
Wer jemals gesehen hat, wie sorgfältig sich Bienen bei der Rückkehr in den Bienenstock die Füße abputzen, der weiß, warum es im Bienenhaus keine Keime oder Pilze gibt: Am Eingang liegt praktisch ein Roter Teppich – nur dass er in diesem Fall gelb-bräunlich ist und leicht klebrig. Propolis ist das Zauberwort, das unter anderem auch dem Bienenwachs seine antibakterielle Wirkung gibt.
Wachstücher als Alternative zu Frischhaltefolie
Propolis wird von Bienen aus Harzen der Baumrinde, Pollen, den ätherischen Ölen der Blüten und dem eigenen Speichel hergestellt. Im Bienenwachs ergibt sich so zusammen mit dem Honiganteil und weiteren Blütenpollenanteilen eine einzigartige Kombination, die von Natur aus Pilze, Keime und Viren abwehrt. Was die Bienen vor Krankheiten schützt, ist für Wachstücher die optimale Mischung, um abgedeckte oder eingewickelte Lebensmittel frisch, appetitlich und gesund zu halten.
Bienenwachstuch selber machen im Backofen
Wie aber bekommen Sie jetzt das Wachs ins Tuch hinein und können lassen sich die Tücher anschließend möglichst oft benutzen? Die Anleitung dazu ist simpel, denn je nach Vorgehensweise brauchen Sie nichts weiter als Stoff, einen Backofen, ein Bügeleisen, einen Topf, Wasser, Schüsseln, Öl - und natürlich Bienenwachs. Wollen Sie ein Bienenwachstuch selber machen, gibt es drei unterschiedliche Möglichkeiten: Im Ofen, mit dem Bügeleisen oder das Eintauchen des Stoffes in flüssiges Wachs.
Stoff aus Bio-Baumwolle ist optimal
Ganz egal, wie Sie die eigenen Bienenwachstücher herstellen wollen – eines brauchen Sie ganz unbedingt: den richtigen Stoff. Dafür empfiehlt sichBaumwolle, bestenfalls ausBioproduktion, um mögliche Schadstoffe im Stoff auszuschließen. Sie können aber auch Stoffreste wie alte Bettlaken, Geschirrtücher, Tischtücher oder ähnliches nehmen.
Das Zurechtschneiden des Stoffes in passende Stücke steht am Anfang der Bienenwachstuch-Produktion. Praktisch sind für verschiedene Zwecke zum Beispiel die Maße
- Groß 45 x 45 Zentimeter
- Mittel 25 x 25 Zentimeter
- Klein 15 x 15 Zentimeter
Bienenwachs auf Stoff verteilen und ab in den Ofen
Das Ausschneiden mit einer scharfen Schere hat den Vorteil, dass die Ränder nicht extra wieder vernäht werden müssen. Das Wachs glättet die Schnittkanten auf natürliche Weise. Wollen Sie es etwas schicker haben, können Sie gut auch eine Zick-Zack-Schere für das zackige Randmuster verwenden.
Die einzelnen Arbeitsschritte bei der Ofen-Methode sind:
- Den gewünschten Stoff passend ausschneiden.
- Backbleche mit Backpapier auslegen und Stoff drauflegen.
- Stoff mit ein wenig natürlichem Öl geschmeidiger machen (alle 4- 5 Zentimeter ein paar Tropfen genügen).
- So viele Bienenwachspastillen auf den Stoff legen, dass das Wachs später gut auf dem Stoff verteilt ist. Je mehr Wachs auf den Stoff kommt, desto steifer wird das spätere Bienenwachstuch.
- Backblech in den auf 80 Grad vorgeheizten Ofen schieben. Das Bienenwachs schmilzt bereits ab einer Temperatur von rund 60 Grad.
- Bereits nach einigen Minuten kann das Backblech aus dem Ofen. Ist der Stoff richtig gut durchtränkt mit geschmolzenem Wachs, werden die Tücher vom Blech genommen, in der Luft hin- und hergeschwenkt –fertig.
Wachs im Topf auf dem Herd schmelzen
Eine Alternative zu den Wachspastillen sind Bienenwachsplatten. Sie werden auf dem Herd in einem – bestenfalls alten – Kochtopf bei niedriger Hitze unter beständigem Umrühren geschmolzen. Dann wird das flüssige Wachs mit einem breiten Pinsel auf das vorgeschnittene Tuch auf den Backblechen aufgetragen. Ab in den Backofen, dasselbe Procedere wie oben beschrieben – fertig.
Tipp: Selbstverständlich können Sie auch Wachspastillen vor dem Aufbringen auf dem Herd im Topf schmelzen.
Bedenken gegen Jojoaöl als Öl für Bienenwachstücher
Während es beim Bienenwachs bestenfalls durch Bioqualität keine Bedenken im Lebensmittelbereich gibt, ist das beim verwendeten Öl anders. Jojobaöl wird im Internet noch oft für die Herstellung von eigenen Bienenwachstüchern empfohlen. Die Stiftung Warentest und das Bundesamt für Risikobewertung raten jedoch davon ab.

Eine Studie hat ergeben, dass sich Inhaltsstoffe des Jojoba-Öls ungünstig auf die Blutbildung auswirken. Empfohlen wird daher Kokosöl aus nachhaltiger Produktion oder Bio-Sonnenblumenöl für Bienenwachstücher, um sie geschmeidiger zu machen.
Wachs in Schüsseln im warmen Wasser schmelzen
Wenn Sie die Bienenwachstücher mit noch mehr persönlichem Einsatz herstellen wollen, ist das Tauchen in Schüsseln die beste Methode. Und das geht so:
- Schmelzen Sie das Bienenwachs in einer großen Schüssel im Wasserbad auf dem Herd in einem Kochtopf.
- Geben das flüssige Wachs auf ein Backblech oder in eine flache Schale.
- Tauchen die zugeschnittenen Baumwolltücher in das Wachs, bis sie getränkt sind.
- Entfernen überschüssiges Wachs anschließend vorsichtig mit einem Pinsel.
- Legen die fertigen Wachstücher zum Trocknen auf Backpapier.
Einsatz von Bügeleisen und Backpapier für selbstgemachte Wachstücher
Die dritte Möglichkeit ist, Bienenwachstücher selbst zu machen und dafür das Bügeleisen einzusetzen. Hierfür gehen Sie wie folgt vor:
- Das zurechtgeschnittene Baumwolltuch legen Sie auf einen Backpapier-Zuschnitt.
- Verteilen Sie dann die Bienenwachspastillen gleichmäßig auf dem Tuch.
- Legen einen zweiten Backpapier-Zuschnitt oben drauf.
- Stellen Sie das Bügeleisen auf mittlere Hitze (Bienenwachs schmilzt ab gut 60 Grad) und bügeln Sie behutsam über das Backpapier.
- Sobald das Wachs gleichmäßig geschmolzen ist, drehen sie das gesamte Konstrukt um und bügeln über das andere Backpapier.
- Anschließend ziehen Sie die beiden Backpapiere ab und lassen das Bienenwachstuch trocknen.
Das Bügeleisen lässt sich übrigens bei allen drei Herstellungsmethoden immer wieder einsetzen, um die Bienenwachstücher zu glätten. Ein Backpapier sollte immer dazwischen sein und die Temperatur des Bügeleisens nicht zu hoch.
Wer die antibakterielle Wirkung seiner Bienenwachstücher noch erhöhen will, kann gut etwas Kiefernharz beim Schmelzen des Wachses mit einbringen. Dafür bestenfalls das Harz vorher in einem Mörser zerkleinern. Von Alternativen wie Teebaumöl raten erfahrene private Bienenwachstuch-Produzenten ab. Der Geruch des Öls ist so intensiv, dass die aufbewahrten Lebensmittel danach schmecken
Tücher mit Wachs für Fisch und Fleisch nicht einsetzbar
Abgedeckt und eingewickelt werden kann mit einem selbstgemachten Bienenwachstuch fast alles an Lebensmitteln – außer Fisch und Fleisch. Die Bakterienbildung hier ist zu schnell und zu intensiv, als dass eine gesunde Frische längerfristig gehalten werden kann. Wer sein Essen im Bienenwachstuch aber nur transportieren will, kann das tun.
Beutel aus Bienenwachstuch selber nähen
Die wachsgetränkten Tücher lassen sich sehr gut vernähen, sodass ein Essensbeutel aus Bienenwachstuch problemlos mitgenommen werden kann. Das ist dann auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule ein bisschen wie Biene mit Pollen auf dem Weg zum Bienenstock – hält nur länger. Ein Bienenwachstuch lässt sich gut ein Jahr verwenden und kinderleicht reinigen: Einfach unter kaltem oder lauwarmem Wasser abspülen.
Und selbst ganz am Ende seiner Einsatz-Reise ist das selbstgemachte Bienenwachstuch noch für etwas gut. Es kommt auf den Kompost oder kann zum Anzünden von Grill oder Kamin benutzt werden und löst sich praktisch in Luft auf – wenn das nicht nachhaltig ist.