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Fliegen ist ja heute, was früher das Mofafahren war. Während man noch auf seinem quietschenden Kettcar herumfuhr, vielleicht auch schon auf einem etwas zu großen Fahrrad, knatterten einige der Größeren schon benzingetrieben durch die Gegend. Cool!
Dasselbe Gefühl der Beschämung stellt sich heute ein, wenn man weite Strecken mit der Bahn fährt, die andere fliegend zurücklegen. Egal, ob die nun wirklich schneller am Ziel sind (Kontrollen, Wartezeiten, An- und Abfahrt): Fliegen ist einfach cooler. Dachte ich auch lange.
Tonnenweise CO2
Fatalerweise ist es aber auch diejenige Konsumentscheidung, mit der wir als Individuen dem Klima innerhalb weniger Stunden den größtmöglichen Schaden zufügen.
Wenn wir es ernst meinten mit dem Kampf gegen den Klimawandel, stünden jedem von uns – aufs ganze Jahr gerechnet – höchstens zwei Tonnen CO2-Emissionen zu. Allein mit einem Flug von Hamburg nach New York und zurück haben wir schon fast das Doppelte auf unserem Konto. Und das ist nur das verbrannte Kerosin. Hinzu kommen anteilig weitere Emissionen (auch Lärm gehört dazu) und Ressourcenverbräuche für die Flotte, die Flughäfen und die individuelle An- und Abreise am Start- und Zielort.
Dieses absurde Missverhältnis ist zwar den meisten Flugreisenden bekannt, hält sie aber nicht davon ab, es zu tun. Und machen die nicht auch einiges, um das Fliegen immer umweltfreundlicher zu machen?
Spritsparendes Fliegen ist möglich
Da sollen Turbinen und Tragflächen optimiert, Sprit aus Fritierfett, Raps- und Palmöl gewonnen und Flugrouten und Wartezeiten verkürzt werden. Und Stehplätze sollen für eine bessere Auslastung der Maschinen sorgen. Stimmt schon, einige dieser Ideen sind gut. Denn je weniger Sprit pro Person und Flugkilometer verbraucht wird, desto besser. Im Prinzip.
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Doch die möglichen Einsparungen werden zur Luftnummer, wenn man sich die Prognosen zum Luftverkehr anschaut: Die EU-Kommission rechnet bis zum Jahr 2035 mit einer Verdoppelung des Flugverkehrs in Europa. Man muss kein Mathematiker und kein Technologieskeptiker sein, um zu der Prognose zu gelangen, dass die Emissionen im Flugverkehr trotz aller Effizienzmaßnahmen kräftig steigen werden. Ein Paradebeispiel für den Rebound-Effekt.

Abheben mit gutem Gewissen
Während der Klimawandel in vollem Gange ist, sind Ideen zum „grünen Fliegen“, vor allem dazu geeignet, uns beim Abheben das Gewissen zu erleichtern. Einsparungen beim Kerosinverbrauch und eine bessere Auslastung werden zu neuen Investitionen in die Flotte und zu noch billigeren Ticketpreisen führen. Also zu noch mehr Flugverkehr.
Jetzt sagen Sie sich vielleicht: "Moment mal, der Typ verspricht in seiner Kolumne nicht nur rumzunörgeln, sondern auch 'richtig gute Ideen' vorzustellen." Stimmt. Hier ist eine: Fliegen Sie so selten wie möglich.