Früher lebten Igel vor allem auf dem Land, wo wilde Hecken, Gehölze und artenreiche Magerwiesen eine ideale Lebensgrundlage bildeten. Heute finden die Tiere auf intensiv bewirtschafteten Flächen kaum noch Lebensraum, weshalb sie vor allem in Siedlungsgebieten vorkommen. In naturnahen Gärten und Parks finden sie die strukturelle Vielfalt, die sie zum Überleben brauchen – doch zwischen Gartenzäunen und Straßen sind die Reviere kleiner als auf dem Land. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Tiere.
Warum die Vernetzung von Gärten so wichtig ist
Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere legen zur Nahrungs- und Partnersuche oft größere Distanzen zurück. Lückenlose Zäune und Mauern zwingen sie zu Umwegen oder akrobatischen Leistungen. Sie verbrauchen dabei wertvolle Energie, deren Verlust vor allem vor dem Winterschlaf kritisch sein kann. Hinzu kommt: Viele Grundstücke sind für Igel nur zur Straße barrierefrei, wodurch ein erhöhtes Risiko besteht, überfahren zu werden.
Fehlt der Zugang zu potenziellen Lebensräumen, kommt es außerdem schnell zu einem Nahrungsmangel und zu isolierten Populationen mit begrenztem genetischen Austausch. "Daher wollen wir viele Einzelgärten vernetzen und so die Zersplitterung des Igellebensraums aufhalten", erklärt Lea-Carina Mendel von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Das Prinzip ist einfach: Gärten werden durch Öffnungen in Zäunen oder kleine Rampen miteinander verbunden, sodass Igel ihren Lebensraum auf direktem Weg durchqueren können. So sparen sie Energie und werden nicht auf lebensgefährliche Umwege geleitet."
Produkttipps für den igelfreundlichen Garten
Übrigens: Igel sind Einzelgänger. Leicht zugängliche Reviere mit Nisthilfen können vor allem Jungtieren helfen. Noch vor dem Winter verlassen sie ihre Mutter und begeben sich auf Nahrungssuche für ausreichend Winterspeck. Dabei vernachlässigen sie laut LBV oft den Nestbau. Weil sie das Nest erst spät und ohne große Sorgfalt anlegen, überstehen viele den Winter nicht. Wann der Nachwuchs auf zusätzliche Hilfe angewiesen ist, lesen Sie hier.
Je mehr Igeltore es gibt, desto besser
Bei der Einrichtung eines Igeldurchgangs sind einige Dinge zu beachten. Die Öffnung sollte sich direkt am Boden befinden, 13 x 13 Zentimeter groß und frei von scharfen Kanten sein. Der ideale Standort ist am Rand des Gartens in der Nähe von Hecken und Sträuchern, wo sich die Tiere am sichersten fühlen. Das Igeltor führt nicht zur Straße, sondern zu einem geeigneten Lebensraum wie dem benachbarten Garten. In größeren Gärten ist es Mendel zufolge sinnvoll, mehrere Durchgänge in unterschiedliche Richtungen anzubieten.

Ist der Durchgang fertig installiert, können Igelfans ein Foto an die Deutsche Wildtier Stiftung schicken und erhalten im Gegenzug eine Igeltor-Plakette. "Dadurch werden noch mehr Menschen auf die Situation des Igels aufmerksam", heißt es auf der Projektseite. Hier gibt es auch eine interaktive Landkarte, in die man seinen igelfreundlichen Garten mit Foto und weiteren Informationen eintragen kann.