Wie klingt der Stille Ozean, Monsieur André? Michel André stoppt den Globus, der sich auf dem Computerbildschirm vor ihm dreht, und klickt auf einen grünen Punkt vor der kleinen japanischen Insel Hatsushima. In 1100 Meter Tiefe lauscht dort ein Unterwassermikrofon, ein Hydrofon: schschschschschsch . . . Ein leises Rauschen ist zu hören. Gleichförmig, durch nichts unterbrochen. Die Wellen, ein Regenschauer, Steine, die über den Grund kullern, all das ergibt ein immerwährendes sanftes Gebrause, sagt André, Professor für Bioakustik an der Technischen Universität von Katalonien.
Das Meer ist niemals still. Es ist, im Gegenteil, voller Klang.
Der Globus auf dem Bildschirm dreht sich weiter. Ein neuer Punkt, ein Mikrofon vor der Küste Hawaiis. Ein Klick, wieder nur Rauschen. Aber dann erklingt leise ein durchdringendes urzeitliches Jaulen, langgezogen, wie aus großer Ferne, als ob jemand eine Geige mit dem Bogen traktiert. Dazwischen ein vibrierendes Kollern – es sind Buckelwale, vermutlich kilometerweit entfernt.
Auch wenn das Rauschen in der Tiefe überall ähnlich ist, hat doch jedes Meeresgebiet seine Eigenheiten, seine einzigartigen Töne. Den Nordatlantik zum Beispiel erfüllt im Winter ein Knirschen und Kratzen, das metallische Ächzen brechender Schollen.