Karl VI. – "Der Verrückte"
Eigentlich trug Karl VI. (1368–1422) von Frankreich einen klangvollen Beinamen: "der Vielgeliebte". Schließlich löste er als 20-Jähriger seinen unpopulären Onkel als Herrscher ab, setzte Reformen auf und sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch ab 1392 häuften sich Anzeichen einer Geisteskrankheit, wie mehrere Chronisten berichteten: Mal griff Karl während eines Feldzugs plötzlich seine eigenen Ritter an, dann verkleidete er sich als "wilder Mann", weigerte sich monatelang zu baden oder die Kleidung zu wechseln und erkannte schließlich seine Frau und Kinder nicht mehr. Papst Pius II. behauptete gar, Karl leide unter der Wahnvorstellung, aus Glas zu sein. Trotzdem blieb er zu Lebzeiten "der Vielgeliebte". Erst Historiker des 19. Jahrhunderten erklärten ihn zum "Verrückten" – um der Epoche des Mittelalters eine extra Portion Drama zu verleihen.
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