Der Liedermacher Reinhard Mey hat mal ein Lied darüber geschrieben. Es ist keine Lobeshymne: "Auf jedem Ding von A bis Z klebt es dick und fett: Das Etikett!" Mey hatte guten Grund sich aufzuregen, denn es klebt ja tatsächlich überall. Auf den Waren im Supermarkt, auf Autos und Laternenpfählen. Ohne Aufkleber gäbe es keine Sammelalben zu Fußballturnieren und keine Sticker der Lieblingsband.
Schon die alten Ägypter wollten etikettieren
Der Verband der europäischen Aufkleber-Industrie berechnet den Verbrauch an Stickern in Quadratmetern. Laut der jüngsten Zahl stellen europäische Unternehmen jedes Jahr 8,5 Milliarden Quadratmeter Sticker her. Wenn man davon ausgeht, dass einzelne Aufkleber nur wenige Quadratzentimeter groß sind, bedeutet das, dass pro Kopf jede Woche in Europa etwa 50 Sticker hergestellt werden.

Etiketten gab es in der Menschheitsgeschichte schon sehr früh. Schließlich gibt es immer etwas auszupreisen oder mit einer Marke zu versehen. Auch die alten Ägypter wollten etikettieren. Also nahmen sie schon um das Jahr 3200 v. Chr. Knochen oder Elfenbein und ritzten dort hinein Informationen zur Produktmenge und -herkunft. Diese Etiketten brachten sie dann an Warenkisten und anderen Behältern mit Getreide und Stoffen an.
Die europäischen Kaufleute des 19. Jahrhunderts nutzten dann klebende Preisetiketten. Es entstanden auch kleine Aufkleber-Kunstwerke, beliebt waren Ritterrüstungen, Wappen und Zertifikate, mit denen die Etiketten von Weinflaschen geschmückt wurden. Alle diese Aufkleber mussten allerdings eingeleimt oder befeuchtet werden, bevor sie auf eine Oberfläche aufgebracht werden konnten. Und dort blieben sie dann auch für immer haften.
Der 13. Januar: Tag des Aufklebers
Den selbstklebenden Sticker erfand im Jahr 1935 inmitten der Weltwirtschaftskrise der US-Amerikaner Richard Stanton Avery. Wie in einer typischen und etwas kitschigen Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte wird erzählt, Avery habe sich das Startkapital für sein Unternehmen – 100 US-Dollar – von seiner zukünftigen Ehefrau Dorothy Durfee geliehen.

Der Erfinder soll für seine erste Etikettenmaschine den Motor einer Waschmaschine, Teile einer Nähmaschine und eine Stichsäge verwendet haben. Die Rückseite der Etiketten bestrich Avery mit einem speziellen Kautschukkleber, die Sticker konnten nach dem Aufkleben sogar wieder abgezogen werden.
Mit den Patentnummern US-2220071-A und US-2304787-A für seine maschinell hergestellten, selbstklebenden Preisetiketten legte Avery den Grundstein für die Branche der modernen Aufkleber. Mit dieser Erfindung wurden die Sticker günstig, überall einsetzbar und allgegenwärtig. Die Vielfalt an Farben, Formen und Motiven ist heute nahezu unendlich.
Die von R. Stanton Avery gegründete Avery Dennison Corporation zählt nach wie vor zu den weltweit führenden Herstellern der Branche. Der Jahresumsatz beträgt etwa neun Milliarden US-Dollar. Stan Avery starb 1997 im Alter von 90 Jahren. Den Siegeszug seiner Erfindung konnte er viele Jahrzehnte miterleben. Wohl die größte Ehre abseits des finanziellen Segens: Seit einigen Jahren wird an Averys Geburtstag, dem 13. Januar, der Internationale Tag des Aufklebers gefeiert.