Vor 80 Jahren bombardierten britische Bomber die Dresdner Innenstadt. 25.000 Menschen starben, darunter viele Zivilisten. Ein Kriegsverbrechen, sagt der Gewaltforscher Wolfgang Sofsky. Ein Gespräch über zwei Erinnerungskulturen: die der Eliten und jene am Küchentisch
GEO: Herr Professor Sofsky, Sie sind einer der wenigen Wissenschaftler, die ganz dezidiert behaupten, der Bombenkrieg der Westalliierten habe "massiv gegen das Kriegsvölkerrrecht verstoßen", sei also ein "Verbrechen" gewesen. Sind Ihre Kolleginnen und Kollegen anderer Meinung, oder scheuen sie sich nur, solche Begriffe in den Mund zu nehmen?
Wolfgang Sofsky: Es gibt tatsächlich einen sprachlichen Vorbehalt gegen diese Begriffe, aber natürlich abgeleitet aus einem inhaltlichen.