Pop trifft Forschung "Swift-Quake" in Hamburg: Der Star und der Teilchenbeschleuniger

Taylor Swift mit Fans in Amsterdam auf der Bühne
Taylor Swift während ihres Auftritts vor rund 55.000 Menschen in Amsterdam. Noch mal knapp 20.000 Fans mehr haben in Seattle letztes Jahr das erste, nachgewiesene "Swift-Quake" verursacht, das der Sängerin einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde eingebracht hat
© Robin van Lonkhuijsen / ANP / picture alliance
Wenn Taylor Swift nach Deutschland kommt, bebt der Boden. Und das Forschungsinstitut DESY misst die Erschütterungen live mit. Zum Spaß – und um seine Experimente sicherer zu machen 

Eigentlich mag das Deutsche Elektronen-Synchrotron, kurz DESY, gar keine Schwingungen und Vibrationen. Das Forschungszentrum nennt sie sogar "zwei Hauptfeinde", schließlich überträgt sich beides auf den Teilchenbeschleuniger und lässt Experimente ungenauer werden. Aber für Taylor Swift macht sogar die Spitzenforschung eine Ausnahme. 

Taylor Swift bewegt die Welt

Die US-amerikanische Sängerin spielt heute das erste von zwei Konzerten im Volksparkstadion in Hamburg vor rund 57.000 Menschen. Auch die Forschenden vom DESY sind dabei, wenn auch nicht so ganz direkt: Sie messen in dem zwei Kilometer entfernten Zentrum live mit, wie der Boden unter den vielen Fan-Füßen vibriert. Auf seinem Twitch-Kanal wird das DESY die Ergebnisse der Messungen veröffentlichen. Man kann also von zuhause zuschauen, wann es besonders trubelig wird. Oder miträtseln, welches Lied welches seismische Muster ausgelöst hat.

Grafik der WAVE Collaboration
So sieht es aus, wenn Taylor Swift und ihre Fans das Glasfasernetz unter dem Forschungszentrum DESY zum Beben bringen. Die neue Messmethode soll helfen, empfindliche Geräte wie den Teilchenbeschleuniger sicherer zu machen. Wenn es so läuft wie beim ersten "Swift-Quake" in Seattle, sollte jeder Song ein anderes Muster zeigen
© WAVE-Hamburg / DESY / PETRA

Taylor Swift bewegt die Welt, ganz wörtlich: "Swift-Quake", also Swift-Beben, haben Fachleute das Phänomen genannt, das auftritt, wenn sich viele Menschen auf einem ihrer Konzerte versammeln. Zum ersten Mal tauchte der Begriff nach einem Konzert in Seattle im Juli 2023 auf, als Seismologen ein Mini-Erdbeben von 2,3 auf der Richterskala feststellten. Tatsächlich sind starke Erschütterungen auch schon vorher gemessen worden, beim Konzert der Foo Fighters in Auckland, Neuseeland etwa oder bei einem Spielzug während eines Football-Spiels zwischen den Seattle Seahawks und den New Orleans Saints, ebenfalls 2011. Aber noch nie bebte die Erde so stark wie bei Swift in Seattle, was ihr sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde einbrachte.

Stiefel eines Taylor Swift Fans
Stiefel und Cowboy-Hut gehören zur Grundausstattung eines Swifties. Mit ersterem lässt sich auch sehr gut die Erde erschüttern
© Hans Lucas / picture alliance

Beim Konzert in Hamburg nutzt das DESY ein unterirdisches Glasfasernetzwerk mit 19.000 Sensoren. Das ist eine neueartige Technologie für seismische Messungen: In die Glasfaser wird ein Laserpuls eingespeist, dessen Lichtstrahlen werden gespalten und wieder überlagert. Die Lichtstrahlen zeigen auf ihrem Weg durch die Glasfaser, wie sich die Kabel durch Bodenschwingungen dehnen und stauchen. Die seismischen Messungen werden so besonders genau. Das Netzwerk ist ein Teil des WAVE-Projektes, bei dem die Forschenden neue Methoden entwickeln möchten, um empfindliche Geräte wie den Teilchenbeschleuniger vor Erschütterungen zu schützen. Man könnte also sagen: Taylor Swift hilft der Wissenschaft dabei.