GEO: Herr Ullrich, um Taylor Swift, den derzeit größten Popstar der Welt, hat sich eine besondere Fangemeinde gebildet: die "Swifties". Wie weit lässt sich das Phänomen des Starkults in der Geschichte zurückverfolgen?
Wolfgang Ullrich: Dass Menschen bestimmte Personen bewundern, verehren und sich zum Vorbild nehmen, dürfte in allen Kulturen der Welt verbreitet sein, und zwar seit jeher. Ein Vorläufer des Starkults im europäischen Abendland findet sich in der christlichen Religionsgemeinschaft mit ihrem Heiligenkult: Gläubige versuchten, Jesus nachzuahmen, teils bis zur Selbstgeißelung. Auch im antiken Sport hatten Athleten Bewunderer. Das, was wir heute als Starkult bezeichnen, ist aber eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts.