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Verbrechen Unschuldige hinter Gittern: Die fatalen Fehler der Forensiker

Ermittler am Tatort, ihre fast entsetzten Blicke anscheinend auf ein Opfer gerichtet. Was surreal aussieht, ist so gewollt: Der US-amerikanische Fotograf Max Aguilera-Hellweg, selbst Mediziner, begleitete Forensiker, dokumentierte ihre Ausbildung, besuchte Tatorte. Und inszenierte alles so, dass Betrachter sich wie Beteiligte fühlen
Ermittler am Tatort, ihre fast entsetzten Blicke anscheinend auf ein Opfer gerichtet. Was surreal aussieht, ist so gewollt: Der US-amerikanische Fotograf Max Aguilera-Hellweg, selbst Mediziner, begleitete Forensiker, dokumentierte ihre Ausbildung, besuchte Tatorte. Und inszenierte alles so, dass Betrachter sich wie Beteiligte fühlen
© Max Aguilera-Hellweg
Fingerabdrücke, Blutspritzer, Einschusslöcher: Forensische Beweisstücke gelten meist als unfehlbar. Viel zu oft werden sie jedoch falsch interpretiert und bringen Unschuldige ins Gefängnis. Ein Problem der Forensik ist ihr teilweise pseudowissenschaftliches Fundament
Von Martin Angler

Schreie reißen Julie Rea Harper im Morgengrauen des 13. Oktober 1997 aus dem Schlaf. Sie läuft sofort in das Zimmer ihres Sohnes Joel Kirkpatrick, doch das Bett des Zehnjährigen ist leer. Dafür steht im Zimmer ein Mann mit einer Skimaske. Auf dem Boden liegt ein blutiges Steakmesser. Es kommt zum Handgemenge zwischen den beiden. Die junge Mutter folgt dem Unbekannten in den Hinterhof. Dort schlägt er sie nieder und flüchtet.

Als sie wieder zu sich kommt, erzählt Rea Harper den herbeigeeilten Ermittlern, sie glaube an Kidnapping. Doch dann finden Beamte den Jungen hinter dem Bett liegend. Joel wurde mit zwölf Messerstichen getötet. Drei Jahre dauert die Beweissicherung. Julie Rea Harper wird des Mordes angeklagt und zu 65 Jahren Gefängnis verurteilt. Den Ausschlag geben Blutspritzer auf ihrem Nachthemd. Für den Sachverständigen lassen sie nur einen Schluss zu: Julie Rea Harper hat ihren Sohn getötet. Doch der dafür zuständige Gutachter liegt falsch. Und es ist nicht sein erster Fehler.

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