New South Wales Das große Krabbeln: Forscher finden bisher größtes Spinnenfossil Australiens

Fossil der neu entdeckten Art Megamonodontium mccluskyi
In eisenreichem Gestein fanden Forschende des Australian Museum und der University of New South Wales das Fossil einer bislang unbekannten Falltürspinne: Megamonodontium mccluskyi
© Michael Frese
Seit Jahrmillionen ist Australien ein Paradies für Spinnen. Doch über ihre Entwicklungsgeschichte ist wenig bekannt: Bis heute wurden auf dem gesamten Kontinent nur vier versteinerte Achtbeiner entdeckt. Ein besonders gut erhaltenes Fossil verdeutlicht nun, wie sich der Lebensraum der Krabbler wandelte

Die Menschen Australiens sind es gewohnt, sich den Lebensraum mit großen, haarigen, nicht selten giftigen Spinnen zu teilen. Um die 10.000 Arten bevölkern die vielfältigen Ökosysteme des Kontinents, darunter die berüchtigten Trichternetz-Spinnen. Die neu entdeckte Falltürspinne Megamonodontium mccluskyi  jedoch dürfte höchstens Arachnophobikern Furcht einflößen. Mit 2,3 Zentimeter Körperlänge (zuzüglich der Beine) ist das erste beschriebene Exemplar groß gewachsen, aber kein Monstrum. Noch dazu segnete es bereits vor elf bis 16 Millionen Jahren das Zeitliche.

2020 entdeckte ihr Namenspate Simon McClusky das Fossil der Falltürspinne in einer Fundstätte in New South Wales. Es ist vor allem deshalb besonders, weil versteinerte Spinnen trotz ihrer viele Millionen Jahre umfassenden Entwicklungsgeschichte rar sind. Grund dafür ist ihr fragiler Körperbau. Die neu beschriebene Spinne ist sogar das erste fossile Exemplar einer taxonomischen Familie, der Barychelidae. Wegen charakteristischer Haarbüschel an den Füßen werden diese Spinnen im Englischen als "brush-footed trapdoor spiders" (bürstenfüßige Falltürspinnen) bezeichnet. Viele Arten konstruieren Bauten mit kleinen Falltüren, in denen sie ahnungslosen Beutetieren auflauern.

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"Es gibt etwa 300 Arten dieser Falltürspinnen, die heute noch leben, aber sie scheinen nicht sehr oft zu Fossilien zu werden. Das könnte daran liegen, dass sie so viel Zeit in Höhlen verbringen und sich daher nicht in der richtigen Umgebung befinden, um versteinert zu werden", erklärt Robert Raven, Spinnenexperte des Queensland Museum und Co-Autor der wissenschaftlichen Veröffentlichung, die Megamonodontium mccluskyi nun erstmals beschreibt. Mit Hilfe eines Elektronenrastermikroskops untersuchten die Autoren feinste Details. So etwa die Setae, haarähnliche Strukturen, die Spinnen unter anderem als Sinnesorgane dienen.

Künstlerische Darstellung der versteinerten Spinne, Megamonodontium mccluskyi
Zart behaart und im Regenwald beheimatet: So könnte die neu entdeckte Art Megamonodontium mccluskyi ausgesehen haben
© Alex Boersma

Das Spinnenfossil ist das größte, das jemals in Australien entdeckt wurde. Weltweit belegt es Rang zwei, nach einem in China entdeckten Exemplar aus der Kreidezeit. Zu seinen Lebzeiten wandelten sich die Ökosysteme des heutigen Australien. Es wurde zunehmend trockener, die Artenvielfalt der Achtbeiner nahm zu. Die Regenwälder, in denen vermutlich auch Megamonodontium mccluskyi lebte, schrumpften. Als nächste lebende Verwandte der versteinerten Spinne identifizierte das Autorenteam die Gattung Monodontium. Sie umfasst kleine Krabbler, die in den Regenwäldern Singapurs, Indonesiens und Papua Neuguineas leben und gerade ein Fünftel ihrer urzeitlichen Verwandtschaft messen.

Die Fundstätte namens McGraths Flat in New South Wales dürfte bald noch weitere Geheimnisse aus der Geschichte von Australiens Spinnen offenbaren. Die Forscher schreiben: "Wir haben erst begonnen, die reiche Vielfalt an fossilen Spinnen in McGraths Flat zu untersuchen. Bislang wurden mehr als ein Dutzend Exemplare gefunden."