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Appetitregulation Warum sind manche Menschen ständig hungrig?

Adipositas ist eine Erkrankung, die nicht nur das Gehirn, sondern auch die Gestalt verändert
Adipositas ist eine Erkrankung, die nicht nur das Gehirn, sondern auch die Gestalt verändert
© Andy Richter / Cavan Images / laif
Abzunehmen gilt häufig als reine Frage der Willensstärke. Doch so einfach ist es nicht. Geraten Botenstoffe und Nervensignale aus dem Gleichgewicht, fühlen sich die Betroffenen trotz vollem Magen nicht satt. Auch die Hirnaktivität spielt dabei eine Rolle, wie aktuelle Forschung unterstreicht

Der Körper regelt den Appetit über ein vielschichtiges Zusammenspiel von Signalen. Nervenimpulse und knapp 30 Botenstoffe informieren das Gehirn über den Nährstoffbedarf. Ein wichtiger Treiber unseres Hungergefühls ist Ghrelin. Die Magenschleimhaut setzt das Hormon nach längeren Esspausen frei. Wird der Magen im Zuge einer Adipositas-Operation verkleinert, sinkt die Produktion des Hormons Ghrelin und damit das Hungergefühl deutlich.

Der wichtigste Gegenspieler des Hungerhormons Ghrelin ist das Sättigungshormon Leptin. Es stammt hauptsächlich aus dem Fettgewebe. Manche Menschen mit Adipositas haben eine Leptinresistenz: Ihr Hypothalamus, eine Schaltzentrale im Zwischenhirn, reagiert nicht mehr auf das Hormon. Die Folge: Sie fühlen sich nie satt.

Während einer Mahlzeit erzeugt die sich dehnende Magenwand Sättigungsimpulse. Später signalisiert der Darm durch Botenstoffe, dass er mit der Verdauung beschäftigt ist. Neue appetithemmende Wirkstoffe, etwa in der „Abnehmspritze“ Wegovy, ahmen einen dieser Stoffe nach: das Peptidhormon GLP-1.

Das Hirn reagiert nicht mehr auf Fett und Zucker

Um übermäßigen Appetit in den Griff zu bekommen, kann auch eine Ernährungsumstellung helfen. Studien zeigen, dass Eiweiße – etwa aus Hülsenfrüchten oder Milchprodukten – besser sättigen als Kohlenhydrate oder Fett. Günstig wirken auch Ballaststoffe aus Vollkorn und Gemüse. Sie enthalten kaum Kalorien, quellen im Magen stark auf, dehnen ihn und lösen so Sättigungssignale aus.

Das Gehirn spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Appetits. Ein Team der Universitäten Amsterdam und Yale zeigte jüngst, wie es den Heißhunger adipöser Menschen befeuern könnte. Per Gehirnscan untersuchte es das Striatum – eine Region, die am Impuls zur Nahrungsaufnahme beteiligt ist. Bei Normalgewichtigen nahm die Aktivität dort ab, sobald ihnen per Magensonde Fett- oder Zuckerlösungen verabreicht wurden. Bei fettleibigen Personen dagegen blieb das Striatum aktiv. Zudem wurde kein Dopamin ausgeschüttet, das körpereigene Belohnungssystem blieb also stumm.

Selbst eine deutliche Gewichtsreduktion normalisierte die Impulsregulation der Probanden nicht. Womöglich ist die Hirnveränderung mit ein Grund, warum Übergewichtige nach einer Diät oft wieder zunehmen. Selbst bei Menschen, die an einem strukturierten Abnehmprogramm teilnehmen, beginnt das Gewicht häufig sechs Monate nach Beginn der Diät wieder zu steigen.

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