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Stanford-Studie Medien-Multitasking macht womöglich vergesslich

Mann mit Fernbedienung und Smartphone
Telefonieren, spielen, Nachrichten lesen, fernsehen, chatten - die moderne Technik ermöglicht all das auf einmal
© fongbeerredhot - Shutterstock
Wer ständig am Smartphone spielt und parallel noch den Fernseher im Blick behält, tut dem eigenen Gedächtnis damit keinen Gefallen. Das zeigen Ergebnisse der Universität Stanford

Netflix schauen und gleichzeitig den neuesten Chatverlauf auf dem Smartphone verfolgen - für viele Menschen gehört das mittlerweile zum Alltag. Beinahe pausenlos werden wir durch Push-Benachrichtigungen und Nachrichten-Feeds über alles informiert - ob wir wollen oder nicht.

Fachleute warnen allerdings schon seit Jahren vor den Folgen der Informationsflut, der wir im digitalen Zeitalter durch die mobilen Endgeräte ausgesetzt sind. Unser Gehirn, das Ergebnis einer hunderttausendjährigen Evolution, scheinen wir damit zu überfordern. Wir sind schneller gestresst, können nicht mehr richtig priorisieren und werden fehleranfälliger.

Forscher des Fachbereichs Psychologie an der Universität Stanford bestätigen diese Annahme und gehen sogar noch einen Schritt weiter: Wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature" berichten, scheint Medien-Multitasking schlecht für unser Gedächtnis und das Erinnerungsvermögen zu sein.

Pupillenreaktion gibt Aufschluss über einen Leistungsabfall

Für seine Studie führte das Wissenschaftler-Team um Kevin P. Madore Gedächtnisübungen mit 80 Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 18 und 26 Jahren durch. Die Forscher zeigten den Studienteilnehmern dazu Objektbilder auf einem Computerbildschirm.

Nach einer zehnminütigen Pause bekamen diese erneut Bilder von Objekten auf dem Bildschirm zu sehen. Nun sollten die Teilnehmer beurteilen, ob sie ebendiese Bilder kurz zuvor schon einmal gesehen hatten oder nicht.

Die Forscher testeten zudem die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit der Studienteilnehmer, indem sie untersuchten, wie gut diese imstande waren, die allmähliche Veränderung eines Bildes zu erkennen.

Während dieser Übungen beobachteten die Wissenschaftler per Eye-Tracking die Pupillenreaktion der Probanden und zeichneten mittels der Elektroenzephalografie (EEG) deren Hirnaktivität auf.

Das Ergebnis: Jene Probandinnen und Probanden, die zuvor in Interviews angegeben hatten, sehr intensiv Medien-Multitasking - also das Konsumieren mehrerer Medien gleichzeitig - zu betreiben, schnitten schlechter in den Gedächtnisübungen ab als der Rest. Sie hatten die Bilder schneller wieder vergessen.

Daten aus dem EEG und dem Eye-Tracker bestätigten dies und zeigten, dass die schlechter abschneidenden Studienteilnehmer ihre Aufgabe auch weniger aufmerksam erledigten. So waren bestimmte Hirnaktivitätsmuster, die mit dem episodischen Gedächtnis zusammenhängen, nicht so sehr ausgeprägt und auch die Pupillen reagierten während der Übungen weniger stark.

Erst kürzlich hatte eine Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie Ähnliches festgestellt. Die Forscher maßen mit Eye-Trackern die Pupillenreaktion depressiver Patienten und kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die unter Antriebslosigkeit leiden, eine weniger große Pupillenreaktion zeigen.

Für genauere Aussagen sind weitere Studien nötig

Allerdings betont das Forscher-Team der Universität Stanford, dass es sich bei den Befunden, die sie im Rahmen ihrer Studie mithilfe der erhobenen Daten gemacht hätten, zunächst auf reinen Korrelationen handle. Dass also nicht bewiesen sei, dass Medien-Multitasking tatsächlich die Aufmerksamkeitsfähigkeit störe und zu einer größeren Vergesslichkeit führe.

Denn es wäre auch der Rückschluss denkbar, dass Menschen mit Aufmerksamkeitsstörungen einfach eher dazu neigen, sich von digitalen Medien ablenken zu lassen. Die Wissenschaftler wollen daher weitere Untersuchungen durchführen.

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