„Addicted to love“ – süchtig nach Liebe –, diese Diagnose hat es sogar in die Popcharts gebracht. Und die Symptome von Verliebtheit scheinen denen einer Drogensucht zu ähneln: Die Betroffenen haben wenig Hunger, schlafen schlecht und können es kaum erwarten, ihre nächste „Dosis“ zu erhalten. Ganz zu schweigen von den „Entzugserscheinungen“, die eine Trennung mit sich bringt.

Doch so selbstverständlich sei die Sache mit der Liebe als Droge nicht, meint Brian Earp vom Zentrum für Neuroethik von der Universität Oxford. Earps Kollege Anders Sandberg etwa spricht erst dann von Liebessucht, wenn sich ein Betroffener wider Willen verliebt und er oder sie das Gefühl hat, etwas Schlechtes zu tun.
Liebessucht: Kommt bald die "Entliebungspille"?
Nach einer größeren Fallstudie glauben Earp und sein Team nun, zwei verschiedene Formen der Liebessucht ausfindig gemacht zu haben: Die „engere“ Form bezieht sich auf Menschen, die es nicht ertragen, allein zu sein, und jede freie Minute mit dem „Liebesobjekt“ verbringen wollen. Im Extremfall führt diese Prädisposition zu Stalking oder gar zum Mord.
Die „breitere“ Form der Abhängigkeit sei weniger obsessiv, doch neigten auch diese Betroffenen zu Beziehungen, die ihnen schaden – wie zum Beispiel Sektenführern zu folgen, meint Earp. In beiden Fällen jedoch werde das Hirn stark mit Dopamin belohnt.
Diese Erkenntnis könnte man nutzen, um allzu feste Bindungen aufzuheben: mit einer „Entliebungspille“, die in den Dopamin-Haushalt eingreift.