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Während die europäischen Länder Anfang des 20. Jahrhunderts mitten in der Umbruchszeit der Industrialisierung steckten, herrschte in Russland die Ruhe vor dem Sturm. Zar Nikolaus II. regierte das mächtige Reich. Zwischen dem Kaukasus und St. Petersburg lebten die meisten Familien von der Landwirtschaft, ohne die technischen Fortschritte aus dem Westen zu kennen. Wie merkwürdig muss es für die einfache Landbevölkerung gewesen sein, als der Fotograf Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski mit einer Kamera vor ihnen stand und um ein Bild bat. Auf vielen seiner Fotografien sind die kritischen Blicke gegenüber der Kamera klar zu erkennen.
Der studierte Chemiker Prokudin-Gorski widmete sich während diverser Lehraufträge im Ausland den Problemen bei der Farbdarstellung in der Fotografie. Nach Aufenthalten in Berlin und Paris kehrte er 1901 mit einer eigenen Farbfotografie-Mechanik nach Russland zurück. Es dauerte acht Jahre, bis er den Zaren von seiner Idee, Russland in Farbe zu dokumentieren, überzeugt hatte und alle bürokratischen Schritte abgeschlossen waren. Prokudin-Gorski reiste zuerst entlang des Mariinsky Kanals von der Wolga und der Newa im Norden des russischen Reiches bis ins Ural im Süden. In späteren Reisen erschloss er sich die Kaukasusregion und Turkestan.
In erstaunlich guter Qualität sind ihm dabei Aufnahmen von Mensch und Natur gelungen: Bauersfrauen in farbenfrohen Gewändern, prächtig verzierte Kirchen und Regenbögen vor Wasserfällen hielt Prokudin-Gorski mit seiner Handkamera fest. Der Bildband "Nostalgia" zeigt seine gesammelten Werke und gibt einen Einblick in das Russland von Zar Nikolaus II. Jede einzelne Aufnahme versprüht ihren ganz eigenen nostalgischen Charme, aber alle gemeinsam lassen die Welt des beginnenden 20. Jahrhundert in Russland für den Betrachter lebendig werden.
erschienen im Gestalten Verlag