Alle Informationen zu dem Tournament und den Teams gibt es auf der Webseite.
Die Britin Sarah Ayton segelte zwei Mal zu Gold bei den olympischen Spielen in Athen und Peking. Nach einer Kinderpause meldet sie sich nun zurück, allerdings nicht im olympischen Segeln, sondern im Extrem-Segeln. Sie ist die einzige Frau, die die Land Rover Extreme Sailing Tour über acht Stationen und drei Kontinente begleitet. Die neun Teams segeln mit den schnellsten Segeljachten, die es momentan gibt, den Extreme 40s. Als fünfte Person auf dem Katamaran des Teams "The Wave" ist Ayton zuständig für die Taktik an Bord. GEO.de-Redakteurin Julia Großmann hat Sarah Ayton bei einem Rennen auf der Elbe begleitet und mit ihr im Interview über die Faszination Extrem-Segeln gesprochen.
GEO.de: Kannst du in Kürze erklären, was die Land Rover Extreme Sailing Series genau ist?
Sarah Ayton: Wir segeln an acht verschiedenen Orten dieser Welt mit den schnellsten Segeljachten, die es momentan gibt, den Extreme 40s. Es geht natürlich vor allem darum, die Serie zu gewinnen, also müssen wir spätestens bei der letzten Station der Tour, in Sydney, auf einem Platz sein, von dem wir es schaffen können, die komplette Serie zu gewinnen. Jede Station ist also extrem wichtig, da sie für die Gesamtwertung zählt und entsprechend intensiv. Wir haben pro Station bis zu elf Einzelrennen am Tag, vier Tage hintereinander. Das ist körperlich und mental sehr anspruchsvoll.
Was ist für dich der Unterschied zum olympischen Segeln, aus dem du ja kommst?
Sarah Ayton: Beim olympischen Segeln arbeitet man auf ein Event hin, auf ein Rennen, vier Jahre lang. Die Teams haben also eine Menge Zeit, sich aufeinander einzustellen, das richtige Equipment zu finden und Wetterexperten zu werden. Zudem haben sie die Möglichkeit, bereits an dem Ort zu trainieren, wo die olympischen Spiele stattfinden werden. Das ist natürlich von Vorteil, man kennt am Tag des Rennens bereits das Wasser, die Strömungen und die möglichen Winde. Es gibt zehn zugelassene Bootarten und jedes Team sucht sich nach Gewicht und Können das passende Boot aus. Beim Extreme Sailing sind alle Boote von der gleichen Machart und entsprechend alle gleich schnell. Es geht also vielmehr um Taktik und darum, sich schnell der neuen Umgebung anzupassen. Wir kommen meist nur einen Tag vor dem ersten Rennen an der jeweiligen Station an, trainieren kurz gemeinsam und dann geht es auch schon los. Keins der Teams ist vorher in Hamburg gesegelt, nun dreht sich alles um die Frage, welches Team gewöhnt sich am schnellsten an die Konditionen hier vor Ort.
Die beiden Segelformen lassen sich auch auf dem Wasser schlecht vergleichen. Die Segelboote beim olympischen Segeln sind deutlich langsamer, es sind drei Personen auf dem Boot, ein Rennen dauert 75 Minuten. Hier sind wir auf schnellen Katamaranseglern unterwegs, fünf Personen, jede mit Bedacht nach Können und Fitness gewählt, ein Rennen dauert 16 Minuten, ist aber bedeutend anstrengender.
Wenn ihr Euch nur einen Tag vor dem Rennen trefft, wie werdet ihr auf dem Wasser zu einem Team?
Sarah Ayton: Im Zuge der Extreme Sailing Series segeln wir fast über ein Jahr zusammen, aber zwischen den einzelnen Stationen liegen teilweise mehrwöchige Pausen. Jeder hat seine festgeschriebene Rolle an Bord, das macht es natürlich bedeutend einfacher. Nach jedem Rennen haben wir eine kurze Lagerbesprechung, wer kann sich noch verbessern, wie können wir als Team besser funktionieren, und auch jeder für sich überlegt, ob er seiner Rolle gerecht geworden ist. Man kann eigentlich dabei zusehen, wie sich das Team mit jedem Rennen verbessert. Das erste Rennen einer Station ist unsere Einfindungsphase, und danach geht es erst so richtig los.

Kannst du Deine Rolle an Bord von "The Wave" beschreiben?
Sarah Ayton: Ich bin die "fünfte Person" und somit die kleinste und leichteste an Bord. Meine Aufgabe ist, vor dem Rennen dafür zu sorgen, dass alles an seinem Platz ist, die Segel und Seile zu kontrollieren. Das mache ich dann auch während des Rennens vor jedem Manöver. Zudem erarbeite ich während des Rennens die Taktiken. Extrem-Segeln ist sehr komplex. Ich muss sehen, dass wir schnell genug sind, aber gleichzeitig auf Wind, Wasser und die anderen Boote achten. Meine Überlegungen und Informationen gebe ich dann an Lee, unseren Skipper, weiter.
Ich war sehr beeindruckt, wie schnell ihr auf dem Boot agiert und euch bewegt, während ich mich nur darauf konzentriert habe, nicht ins Wasser zu fallen ...
Sarah Ayton: (lacht) Für uns ist es ein bisschen wie Autofahren. Welche Seile wir wann ziehen, wie wir die Segel ausrichten und auf welche Seite des Boots wie wann gehen, das sind Automatismen. Also ähnlich wie Gänge einlegen, Blinker setzen und Spurenwechsel. Am Ende geht es einfach darum, mit den Informationen aus Wetter und Wettkampflage das Beste zu machen.
Wie bist du einst zum Segeln gekommen?
Sarah Ayton: Ich hatte einfach Glück, dass meine Eltern mir und meinem Bruder es ermöglich haben, so viele Sportarten auszuprobieren, wie wir wollten. Meine Eltern segeln nicht, aber ich habe mich auf dem Wasser irgendwie wohlgefühlt und habe angefangen. Die britische Segelvereinigung ist sehr gut aufgestellt - von der Basis bis zum olympischen Level. Es kann also sehr schnell gehen, dass man von einem lokalen Segelclub in den nationalen Jugendkader berufen wird, wie es bei mir der Fall war. Und plötzlich war ich Trainingspartner bei den olympischen Spielen in Sydney und bin in Athen dann selbst angetreten.
Weil ich so viel Glück hatte, gebe ich meine Begeisterung für das Segeln gern an Kinder weiter. Denn man weiß nie, worin man gut ist, wenn man nicht viele Dinge ausprobiert. Bei jeder Station geben wir den Nachwuchsseglern vor Ort die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen und sich Tipps zu holen. Zudem können sie sich über die Land Rover-Jaguar-Sportakademie informieren, die sich wunderbar um die Nachwuchstalente kümmert und ja auch diese Segelserie unterstützt.
Siehst du das Segeln nur als Sport oder auch als eine Form des Reisens?
Sarah Ayton: Ich kann mir sehr schwer vorstellen, mit einem Segelboot zu reisen, dafür mag ich Rennen viel zu gerne. Ich würde mich wahrscheinlich sehr schnell langweilen.
Hast du Zeit, die Orte, an denen ihr segelt, zu genießen? Und wo war es bisher am schönsten?
Sarah Ayton: Im Moment des Segelns konzentriere ich mich wirklich nur auf das Rennen. Aber danach nehme ich mir die Zeit, denn es ist wirklich ein Privileg, durch meinen Sport so viele verschiedene Länder und Kulturen kennenlernen zu können. Während dieser Serie habe ich es vor allem auch den Jungs von Oman Air zu verdanken, dass ich abends noch ein bisschen was von der jeweiligen Stadt sehe. Sie organisieren das meistens. Bisher gefällt mir Hamburg tatsächlich am besten, denn wir segeln hier direkt in der Stadt und es ist viel los. Der Wind im Oman war toll und ich freue mich bereits auf Sydney, aber ja, bisher mag ich Hamburg am meisten.
Du segelst als einzige Frau die gesamte Serie mit, wie herausfordernd ist es für Körper und Geist?
Sarah Ayton: Das Extrem-Segeln hat es wirklich in sich. Insbesondere körperlich verlangt es mir einiges ab. An einem windigen Tag muss ich mir meine Kräfte für jedes Rennen einteilen. Wenn wir durch sind, gehe ich noch eine Runde laufen und dehne mich ausgiebig. Ich muss das gesamte Jahr sehr auf mich und meine Fitness achten. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin, das geht jedem so. Es ist für alle Teilnehmer wichtig, die guten Momente im Kopf zu behalten, denn sie sorgen für die mentale Kraft.
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