Immer wieder stiegen Peter Bardehle und Sebastian Lindemann in den Heli, um die höchsten Gipfel Europas mit ihrer Kamera aus der Vogelperspektive einzufangen. Mit insgesamt 55 Stunden Filmmaterial kehrten sie am Ende zurück. Daraus entstanden ist ein Dokumentarfilm, der nicht nur mit imposanten Bildern überzeugt, sondern auch die Historie und die Probleme der Alpen beleuchtet. Ab dem 12. September 2013 ist der Film "Die Alpen - Unsere Berge von oben" in den deutschen Kinos zu sehen. Im Interview spricht Regisseur Peter Bardehle über seine Affinität zu den Alpen und warum gerade ein Steinadler die besten Szenen des Films drehte.
GEO.de:Wie lange waren Sie unterwegs, um den Film machen zu können?
Peter Bardehle: Wir haben einen ganzen Sommer in den Alpen gedreht, aber der Sommer ist kurz dort. Wir haben im Mai und Juni angefangen und immer wieder abbrechen müssen wegen des schlechten Wetters. Der Hauptdreh war im August.
Warum haben Sie sich gerade für die vorkommenden Orte entschieden?
Wir haben über 150 Ziele recherchiert und vorbereitet, aber mindestens so viele spontan entdeckt wie z.B. den Steinadler auf seinem Felsgrat.
Neben tollen Naturaufnahmen zeigen Sie auch immer wieder, was mit den Alpen passiert, durch Wintersport oder die Gletscherschmelze, warum ist es Ihnen wichtig auch auf die Probleme der Region hinzuweisen? Hoffen Sie damit das Bewusstsein der Besucher zu schärfen?
Wir zeigen die Alpen so, wie wir sie erlebt haben. Dazu gehören schockierende Bilder der nackten Skihänge und die deprimierend-hilflosen Versuche, die Gletscher mit Planen zu schützen. Ebenso schockierend waren die kilometerlangen Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg, die nach fast 100 Jahren immer noch frisch aussehen. Unser Ziel war, die Schönheit unserer Berge ohne Heimatkitsch aufzunehmen, die Topografie einer Landschaft als Gemälde wirken zu lassen. Dabei muss man aufpassen, im Meer der spektakulären Bilder nicht zu ertrinken. Ein paar Fakten zu den Bildern bringen das aber schnell wieder ins Lot.
Woher stammt Ihre Affinität zu den Alpen?
Wer einmal das Gipfelglück erlebt hat, wird die Berge nicht mehr los, auch wenn er danach - so wie ich - im Norden lebt. Aber ich habe das Gefühl, viel zu wenig in den Bergen gewesen zu sein während meiner zehn Münchener Jahre. Das wollte ich nachholen. Einmal durch die Alpen, ein Lebenstraum. Ich werde das jetzt am Boden zu Fuß auch noch machen, von Garmisch an den Gardasee.
Gibt es Ansichten oder Szenen, die Sie gern gefilmt hätten, aber nicht bekommen haben? Wenn ja welche?
Ich hätte gerne mehr Bilder von Sky, dem Steinadler, gehabt. Aber wir haben den Falkner Paul Klima leider ein bisschen zu spät kennengelernt und die Arbeit mit der Halskamera ist sehr schwierig und langwierig. Die wäre einen eigenen Film wert. Wenn wir Paul Klima früher getroffen hätten, hätte Sky einen größeren Auftritt bekommen als jetzt. Immerhin konnten wir seine Bilder unterbringen.
Wie kann man sich so einen Drehtag in einem Helikopter vorstellen?
Sehr früh morgens raus, sehr spät abends zurück. Die reine Flugzeit beträgt nur sechs oder sieben Stunden an guten Wettertagen. Aber nach sechs Stunden im Heli fühlt man sich ausgequetscht. Die Erlebnisse und Bilder sind jeden Tag so reichhaltig, dass man Wochen braucht, um sie zu verarbeiten.
Ihr persönliches Highlight während des Drehs?
Das Landen auf einer mir gut bekannten Alm und eine frische Milch zur Begrüßung. So einfach habe ich die Milch noch nie bekommen.
