Die Webseite von Huang Qingjun mit weiteren Bilder und Informationen.
Huang Qingjun ist ein Fotograf aus China. Er sieht die Veränderungen in seinem eigenen Land mit viel Optimismus und dennoch ist die soziale Kluft in China zwischen Land- und Stadtbevölkerung sein Kernthema, zumindest fotografisch. Für die Serie "Family Stuff" bat er Familien im ganzen Land sowie in Tibet und der Mongolei, sich von ihm mit ihren gesamten Habseligkeiten vor der eigenen Haustür fotografieren zu lassen. Entstanden sind eindrucksvolle Bilder, die von einem Land zwischen Tradition und schnellem Reichtum erzählen. Im Kurzinterview spricht Qingjun darüber, wie er zu dieser Idee gekommen ist und welches Bild sein persönlicher Liebling ist.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen Menschen mit ihren Habseligkeiten zu porträtieren?
Huang Qingjun: Der Besitz von Familien ist meistens auf mehrere Räume verteilt, sodass wir manchmal gar nicht mehr wissen was wir eigentlich besitzen. Ich wollte mit den Bildern zum einen Bewusstsein für den eigenen Besitz schaffen. Wenn man die Bilder betrachtet, folgt meistens die Eigenanalyse: Wie würde mein Bild aussehen? Zum anderen zeigen die Aufnahmen den unterschiedlichen Lebensstandard zwischen Land- und Stadtbevölkerung in China.
Wie haben Sie die Protagonisten ausgesucht?
Huang Qingjun: Ich habe die Familien während meiner Reisen durch China getroffen, teilweise wurde ich von Freunden und Bekannten vorgestellt, teilweise bin ich selbst auf sie zugegangen. Es war nicht immer leicht, ich musste viel erklären und Bilder zeigen, bevor die Familien eingewilligt haben. Manchmal wurde ich aber auch abgewiesen, andere wiederum haben mein Projekt verstanden und wollten unbedingt dabei sein.
Inwiefern reflektieren Ihre Bilder die chinesische Gesellschaft?
Huang Qingjun: China hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Die Wirtschaft wächst sehr schnell und immer mehr Chinesen erreichen einen guten Lebensstandard, können reisen und sich neue Besitztümer leisten. Einige Dinge, die meine frühen Bilder aus dieser Serie zeigen, gibt es so heutzutage in China gar nicht mehr, so schnell verändern sich unser Land. Teilweise habe ich auch versucht auf Probleme wie Luftverschmutzung oder Altersarmut hinzuweisen, aber das war nicht immer so einfach. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass China all diese Probleme in den Griff bekommen und zu einer starken Nation heranwachsen wird.
Denken Sie, es wären ähnliche Bilder in anderen Ländern möglich gewesen, wenn ja in welchen?
Huang Qingjun: Ich habe kaum ein anderes Land als mein eigenes bereist, aber meiner Meinung nach müssten ähnliche Bilder in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern wie beispielsweise Indien möglich sein.
Welches Bild ist Ihr persönlicher Favorit und warum?
Huang Qingjun: Das Bild von der Familie in der Mongolei. Ich finde das Bild persönlich sehr schön und es zeigt, wie traditionell und spartanisch manche Familien auch in einer aufstrebenden Gesellschaft wie der unseren noch leben.