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Das Ocker-Rot des Grand Canyons, das tiefe Blau der Niagarafälle und das saftige Grün der Wiesen in den Rocky Mountains – die Farben dieser Orte waren Anfang des 20. Jahrhunderts den Menschen vorbehalten, die sich eine Reise dorthin leisten konnten. Wenn es überhaupt Bilder gab, dann lediglich Schwarz-Weiß-Fotografien, bis die Detroit Photographic Company (DPC) das mit einer Erfindung aus der Schweiz schlagartig änderte. Mit dem sogenannten Photochromdruck brachte sie ab 1895 Farbe in die Fotografie. Schwarz-Weiß-Negative wurden in einer Detroiter Fabrikhalle aufwendig mit bis zu 14 Farben nachkoloriert. Zur damaligen Zeit eine Sensation, nicht nur für die DPC und ihre Fotografen, sondern auch für die normalen Bürger, denn dank des Photochromdrucks erwachten legendäre Schauplätze aus dem Wilden Westen, exotische Landschaften aus der Karibik und Straßenszenen aus New York zu einer schillernden Wunderwelt.
Die Detroit Photographic Company produzierte bis 1924 Photochrom-Drucke, bevor das Verfahren zu kostspielig und kurz danach von der Farbfotografie abgelöst wurde. Das Archiv der Firma gilt dennoch bis heute als eine der bedeutendsten fotografischen Sammlungen Nordamerikas. Über 100.000 Sujets umfasst sie, wovon mehrere Tausend als Photochrom reproduziert wurden.
Auf 600 Seiten zeigt nun der aufwendig gestaltete Bildband "An American Odyssey" die besten Fotografien der DPC aus den Jahren von 1888 bis 1924. Der Leser reist von Wyoming bis in die Karibik, begegnet unterwegs Cowboys, Indianern und dem New Yorker Chaos, er durchlebt die Zeit, in der Amerika noch als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war – und all das in 14 Farben.