Grüner Spargel lugt aus Schinkenröllchen neben einem Klacks Rindfleischsalat nach Husarenart. Die beiden Schollenfilets an Sauce Hollandaise ruhen auf Kartoffelpüree, garniert mit blanchierten Zuckerschoten und Karotten. Käse, Walnüsse, Pflaumen kommen im Trio, und die süße Pointe des "Holländischen Menüs" setzt eine Spekulatius-Mousse mit Karamellsauce.

KLM serviert gehobene Küche über den Wolken, "Haute Cuisine" in doppelter Beziehung. Und das in einem Luftraum, der für die Abwesenheit von Gourmetfreuden berüchtigt ist: in der Economy Class. Fünf À-la-carte-Menüs hält die königliche Luftfahrtgesellschaft der Niederlande auf Interkontinentalflügen bereit. Die Passagiere können sie im Internet bis 24 Stunden vor Abflug bestellen.
Die kulinarische Kluft zwischen Business und Economy, sie klaffte bisher meist beängstigend tief: Vorn im Flieger evaporierte der Duft erlesener Zutaten in die Nasen der Gäste, die sich über von Sterne köchen komponierte kleine Kunstwerke beugten. Hinter dem Vorhang aber rollte der Trolley Tabletts mit Gerichten vorbei, die mehr zum Raten als zum Verzehr animierten: Ist das nun Hähnchen in Sahnesauce oder Blumenkohlgratin?
"Bisher hatte Flugzeugessen den Ruf, nicht sonderlich lecker zu sein. Die Qualität hat sich aber wohl stark gebessert", sagt Max Janson, Marketing Manager bei Skyscanner. In seiner letzten Jahresstudie zur Servicequalität fand das Buchungsportal heraus, dass 75 Prozent der 1500 befragten Passagiere ihre Bordverpflegung lieber mochten als in den Jahren zuvor.
Der lukullische Sinkflug scheint gestoppt, allerdings ist das Mehr an Genuss nicht immer gratis. KLM, Sieger der Skyscanner Umfrage im Bereich Langstrecke, verlangt 12 bis 15 Euro für ein À-la-carte-Menü. Ein Pionier wohlschmeckender Extras ist Air Berlin, das schon seit 2007 mit Herbert Seckler kooperiert. Der Wirt der Sylter "Sansibar" hat für die Airline flugtaugliche Gerichte komponiert. Zu seinen Riesengarnelen mit Karotten-Zucchini-Spaghetti oder der Entenbrust in Orangensauce mit Bratapfel, Knödeln und Rotkohl (je 11,90 €) schenken die Stewardessen Weine des Pfälzer Spitzenwinzers Markus Schneider aus.
Auch bei Air Canada, Delta Air, Austrian Airlines und All Nippon Airways können Economy-Passagiere auf vielen Strecken ein Upgrade von der Speisekarte wählen. Vor allem asiatische Fluglinien steigern mit Köstlichkeiten der Landesküche die Vorfreude aufs Ziel. So serviert Korean Air das beliebte Nationalgericht Bibimbop: weißen Reis, diverse Bratgemüse, süßliches Bulgogi-Beef. Die Passagiere können die Zutaten nach eigenem Gusto mischen und würzen, bis das Chopstick-Klappern das Turbinenbrummen übertönt.
Auch ans Aussehen der Speise ist gedacht: "Wir reichen Gochujang, eine Chilipaste und Sesamöl, das verleiht schönen Glanz", sagt Chefkoch Charles Muther. Korean Air betreibt als einzige Fluggesellschaft der Welt eine eigene Farm. Auf der Insel Jeju gedeihen Tomaten, Pak Choi und Paprika, der Tierbestand zählt 1700 Rinder und 5200 Hühner.
"Wir züchten nach Biokriterien", sagt Muther. Ein Großteil der Produkte wird in Asiens größter Airline-Küche am Flughafen Seoul zu Menüs für die Business und First Class verarbeitet, doch einiges landet auch auf Economy-Tabletts.
Bio erlebt auch in Europa Höhenflüge: Bei Air France, die tatsächlich noch allen Gästen Champagner spendiert, ist immerhin eins von fünf À-la-carte-Menüs biologisch, es kostet 22 Euro. Und die innerschwedische Kullaflyg kocht mit Biowaren aus lokaler Herstellung. Sollte sich ein Trend abzeichnen, wäre das wohl ganz nach dem Geschmack einer Mehrheit.
Vera Görgen
ERSTE À-LA-CARTE-ADRESSEN
KLM, 12–15 €, www.klm.com, AIR BERLIN 6,50–11,90 €, www.airberlin.de, AIR FRANCE 12–22 €, www.airfrance.de
DAS BESTE BORDESSEN EUROPAS
Nach der Umfrage des Portals Skyscanner führt KLM bei Langstrecken und SAS bei Kurzstrecken. Dort landet Lufthansa auf Platz 2 vor Turkish Airlines. Mehr Ergebnisse: www.skyscanner.de