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  • Fotografie: Von Menschen, die ihre Ruhe in der Weite gefunden haben

Zur Galerie Fotografie: Von Menschen, die ihre Ruhe in der Weite gefunden haben
Der Wunsch nach einem 
Leben in Einfachheit zog die 
Biologin Tinja Myllykangas in die 
große weiße Welt Lapplands
Tinja Myllykangas Schlittenhunde | Lappland, Finnland
Der Wunsch nach einem Leben in Einfachheit zog die Biologin Tinja Myllykangas in die große weiße Welt Lapplands
© Brice Portolano
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Ali Ghoorchian lehrte als Kunstprofessor an der Universität Teheran. Dann hatte der 42-Jährige genug von der Hektik der iranischen Metropole. Er verließ die Stadt und wurde Aufseher in den Stallungen am Fuße des Elburs-Gebirges, wo die Pferde reicher Teheraner stehen. Wenn die Arbeit getan ist, geht er tagelang hinauf in die Berge. Dort folgt er seiner Leidenschaft: dem berittenen Bogenschießen in der Tradition alter Steppenvölker. Gelegentlich verlässt er die Abgeschiedenheit, um bei internationalen Wettbewerben anzutreten: Er ist zweifacher Weltmeister seiner Disziplin.   Ein übermütiges Fohlen be­gleitet Ali Ghoorchian beim Üben für das Mogu, ein Reiterspiel mit Pfeil und Bogen. Er zieht einen Stoffballen hinter sich her, der den Wettkämpfern als Ziel dient
Tinja Myllykangas lebt gut 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, mitten in der Einsamkeit, doch nicht allein. Ihr Freund Alex, der Schlittenhunde züchtet, ist bei ihr. Und dann sind da noch ihre eigenen Hunde. Wenn sie von den Tieren spricht, lächeln ihre hellen Augen, und sie schwärmt: "Es sind ­meine besten Freunde. Mit ihnen verfliegen alle Sorgen." Myllykangas hat Biologie studiert, im Süden des Landes, die Stadt aber leichten Herzens verlassen. Sie liebt den Winter oben im Norden, wenn die Temperaturen auf bis zu minus 40 Grad sinken. "Dann zeigt sich die arktische Natur in ihrer ganzen Pracht."
Der Wunsch nach einem 
Leben in Einfachheit zog die 
Biologin Tinja Myllykangas in die 
große weiße Welt Lapplands
Das 400 Jahre alte Bauernhaus auf einem Berg ist nur über eine schwer­ ­befahrbare Piste erreichbar, inmitten tiefer Wälder; in einer Landschaft, die so gar nicht dem klassischen Toskana-Bild entspricht. Als der 32-jährige ­George Lidgley hierherzog, war das Gehöft eine Ruine. Lidgley, geboren in England, hat es mittlerweile so weit hergerichtet, dass er im Sommer ­Touristen aufnehmen kann. Im Winter wurde er stets zum Einsiedler, die Einsamkeit war hart, erinnert er sich – bis ein Gast für immer blieb: Sophie, die seine Frau wurde und die Mutter seiner beiden Kinder.  Glückliche Augenblicke: Lidgley hält inne und lächelt seinem Sohn Cayo zu, während er Feuerholz auf den Geländewagen lädt
Jerry Ryggs lebt in der Wildnis, ohne menschliche Nachbarn. Selten knarzt das Funkgerät, wenn der Pilot des Wasserflugzeugs sich ankündigt, um Kisten mit Austern abzuholen. Ansonsten sind nur die Stimmen der Natur zu hören. Ryggs’ Nachbarn, das sind Adler und Otter, Schwarzbären und Wölfe, das sind die Buckelwale und Orcas, die vor seinem Haus durch die Bucht gleiten. In seinem früheren Dasein, als Immobilienmakler in Michigan, habe er seinen Lebensunterhalt sehr viel leichter verdienen können als jetzt, mit der Austernzucht, die er sich erst mühselig beibringen musste. Aber dieses harte Leben am Nordpazifik bedeutet dem 58-Jährigen wahre Erfüllung
Einst war Zaya Oldov ein amerikanischer Teenager wie Millionen andere auch, mit ihren Eltern besuchte sie im Sommer die Vergnügungsparks. Später studierte sie in Shanghai Interna­tionale Beziehungen, schließlich kehrte sie zurück in ihre ursprüngliche Heimat Mongolei; ein Land, von dem sie kaum mehr kannte als die Hauptstadt Ulan-Bator. Die Arbeit für eine Hilfsorganisation brachte sie mit dem Volk der Tsaatan in Kontakt – und sie schloss sich ihm an. Oldov ging auf in einer ­Gemeinschaft von 130 ­Rentiernomaden und lebt mit ihnen in einem Camp, ­bestehend aus 15 Zelten. Sie hat geheiratet und einen Sohn bekommen. Das ­Leben hier, sagt sie, werde niemals eintönig. "Jahreszeiten vergehen, Babys werden geboren, die Tiere müssen auf neue Weidegründe getrieben und ihre Geweihe geschnitten werden, damit sie sich in Rangkämpfen nicht verletzen." Oldov ist abgetaucht in eine andere Welt, eine vergessene Zeit, in der Schamanen­glaube noch sehr präsent ist, und sie sagt: "Kein Geld der Welt könnte die Werte aufwiegen, die ich hier lebe"
Sky Carrithers ist eine Gaucha, ein argentinisches Cowgirl: Ihre Ranch sieht aus wie die Kulisse eines Wildwestfilms. Geboren wurde sie in den USA, als Tochter einer wohlhabenden Hippiefamilie, die einen Teil des Jahres in Argentinien verbrachte. Mit 30 gab sie ihrer Sehnsucht nach und siedelte ganz über nach Südamerika. Dort züchtet sie Rinder mit ihrem Ehemann, der aus der Gegend stammt. "Wir haben auch Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und 30 Pferde." Unbeschwert ist ihr Dasein nicht. "Wir haben Angst, dass unsere Wasserquellen versiegen. Es wird von Jahr zu Jahr heißer und trockener."  In der Hitze des argentinischen Sommers treibt Sky Carrithers mit ihren Helfern mehr als 600 Rinder auf ein 2000 Meter hoch gelegenes Plateau
"Unser Familienleben dreht sich um Tiere. Es wäre seltsam, irgendwo zu sein, wo keine Hühner gackern oder Vögel singen". Sky Carrithers, hier ihr Sohn Leo mit einem Gürteltier, lebt auf einer Ranch am Rande der Anden
Benjamin Bombard und seine Frau Katherine züchten Gänse, Hühner, ­Enten, sie fischen Forellen, bauen Obst und Gemüse an, im Keller gären Bier und Wein. Im Herbst, sobald der erste Schnee fällt, steigen sie hinauf in die Berge, um einen Elch zu erlegen. Mit mehreren Hundert Kilogramm Fleisch, auf Packpferde verladen, kehren sie zurück, sie machen daraus Trockenfleisch, Eintopf, Würstchen, davon können sie ein Jahr lang leben. "Es gibt vieles, was ich an unserer Konsumgesellschaft kritisiere", sagt der 34-Jährige, "aber einer der schlimmsten Auswüchse ist die industrielle Fleischproduktion."  Nahrung selbst produzieren – für das Paar ein Stück Lebensglück. Benjamin und Katherine Bombard werden die Schweine­hälfte gemeinsam verarbeiten
"Menschen sind einfachnicht dafür geschaffen, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen." Benjamin Bombard und seine Frau Katherine leben radikal autark und gehen auf Distanz zur Konsumgesellschaft
Eine einsame Insel, darauf ein Leuchtturm – dieses Bild hatte Elena ­Hansteensen lange schon im Kopf. Sie arbeitete als Journalistin, spezialisiert auf den Nahen Osten, "aber ich wollte immer so nah wie möglich am Meer sein." Auf Litløya machte sie ihren Traum wahr. Noch bis in die 1950er Jahre wohnten Fischer auf der Insel, doch mit dem Aufkommen starker Boots­motoren gab es für sie keinen Grund mehr, dort draußen auszuharren; das Dorf zog um aufs Festland. Mit Hansteensen kehrte wieder Leben ein. Sie ist jetzt der gute Geist im einst verlassenen Haus des Leuchtturmwärters.  Litløya, vom Nordmeer umtost und von Seeadlern und Kormoranen besucht, gehört zum Archipel der Vesterålen. 300 Stufen führen vom Anleger steil hinauf zu Hansteensens Haus
Elena Hansteensen bezog vor 13 Jahren das verlassene Haus des Leuchtturmwärters, als einzige Dauerbewohnerin der Insel
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27. Februar 2021,00:15
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