Mit dem Mercedes von Berlin bis Benin. Der Fotograf Malte Jäger ist 12.000 Kilometer mitgefahren. Sehen Sie in seinem Fotoblog die Highlights des Road-Trips
GEO.de: Sie sind rund 12 000 Kilometer von Berlin bis nach Benin mit dem Auto gefahren. Wie geht es Ihnen nach so vielen Stunden auf der Straße?
Malte Jäger: Ganz okay. Der Mercedes war ziemlich gemütlich. Insofern geht es mir und meinem Rücken sehr gut.
Unterwegs haben Sie fast immer bei fremden Menschen übernachtet, sogenanntes Couchsurfing gemacht. Hat das gut geklappt?
Ja, erstaunlich gut sogar. Die Unterkünfte hatte ich vor der Abreise mit meinem Protagonisten der Reise, Amin, organisiert. Und es hat eigentlich immer geklappt, wir sind nie versetzt worden. Nur einmal wollte man uns statt einem kostenlosen Sofa ein teures Hotel andrehen. Wir haben stattdessen im Auto geschlafen. Das mussten wir sowieso ein paar Mal, weil mitten in der Wüste schlichtweg kein Couchsurfer zu finden war.
Sieht man mehr von einem Land, wenn man bei Privatmenschen übernachtet?
Absolut. Ich würde mal grob schätzen, dass man doppelt so viel von einem Land miterlebt, als wenn man in Hotels schläft. Man sieht, wie die Leute leben, ist ganz dicht dran. Und auch bei Expats zu übernachten war spannend. Das wirft meist ein neues Licht auf die Kultur. Ausländer, die in einem fremden Land arbeiten, beschäftigen sich ganz anders mit den Menschen vor Ort. Die erzählen einem dann Dinge, die in keinem Reiseführer stehen. Da landet man nicht in Touristenfallen, sondern sieht das wahre Leben vor Ort.
Wären Sie manchmal lieber in ein Hotel gegangen als auf das Sofa, das Sie vor der Anreise ja nicht kannten?
Nein, aber aus dem ganz einfachen Grund, dass ich für mein Fotoprojekt die authentischen Orte fotografieren wollte. Und da freut man sich fast, wenn eine Wohnung besonders abgefahren aussieht.
Wie war es, als Weißer mit dem Auto durch Afrika zu reisen?
Wir sind wirklich sehr oft von Polizisten angehalten worden. Und mussten ständig für irgendetwas zahlen. Nach einer Weile ärgert man sich richtig darüber. Im Senegal war es richtig schlimm, da war man irgendwann richtig sauer. Aber man hat meist keine Wahl. Anfangs wollten die Polizisten etwa 15 Euro – für welches Vergehen auch immer, etwa weil wir angeblich nicht die gängigen Maße eines Dachgepäckträgers hatten. Mit ein wenig Handeln ist man meist bei sechs Euro gelandet. Und auch sonst ist man schon eine Attraktion. Selbst wenn man in der Sahara anhält, um sich einen Kaffee zu kochen, kommen aus irgendwelchen Büschen Menschen heraus und stellen sich neben einen. Aber das Interesse hatte sich dann in aller Regel schnell gelegt, wir konnten nicht ihre Sprache und sie kein Englisch.
Hatten Sie keine Angst, dass Ihnen Ihre teure Fotoausrüstung abhanden kommt?
Anfangs war ich etwas unsicher, ob ich mitten auf der Straße meine Kamera herausholen kann. Gerade im Dunkeln auf einsamen Straßen. Aber nach der ersten Nacht war ich beruhigt. Wir waren ja auch fast nie allein, sondern mit unseren jeweiligen Gastgebern unterwegs.
Gibt es einen Moment, in dem Sie am liebsten alles hingeschmissen hätten?
Überhaupt nicht. Es war eine supercoole Reise. Mit Amin, meinem Protagonisten, habe ich mich sehr gut verstanden und hatte eine Menge Spaß. Dann habe ich einen Haufen netter Leute kennengelernt. Nach den ganzen guten Erfahrungen würde ich so eine Tour auch privat machen.
Diese Reise nach Benin war nur ein Teil Ihres Fotoprojekts. Wohin geht es als Nächstes?
Ich fahre mit dem Inder Kirin Singh (42) durch Tadschikistan, Kirgisistan und Kasachstan. Dort werden wir aber nicht wie bei meiner Benin-Reise mit dem Auto unterwegs sein, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich bin gespannt, was uns dort erwartet.
GEO.de begleitet auch die zweite Reise von Malte Jäger. Los geht es nächsten Montag in Khorog, Tadschikistan.