Michael Holthuysen arbeitet seit über 30 Jahren im Tourismus und war Chef einer der ersten Tourismusfirmen in Südafrika, die Township-Touren angeboten haben. Durch mehrere Umwege ist Holthuysen in die Eifel gekommen.
Als die Corona-Krise die Reisebranche lahmgelegt hat, kam Michael Holthuysen die Idee, die Gegend vor seiner eigenen Haustür zu erkunden: "Adenau ist nur für den Nürburgring bekannt, doch ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Eifel abseits der Touristenmassen zu entdecken." Seit Januar ist er rund 1400 Kilometer durch die Eifel gewandert und teilt die Routen auf der Facebookseite "Eifel Explorer" mit über 6000 Followerinnen und Followern.
Eifel punktet mit ihrer Vielseitigkeit
"Burgen, Vulkane, Maare, Flusstäler, Naturschutzgebiete, Wachholderwiesen, Wälder, eines der nördlichsten Rotwein-Anbaugebiete – die Region ist so vielseitig, wie keine andere Gegend in Deutschland", sagt Holthuysen. Ob kurze Spazierwanderwege oder alpine Routen bei Altenahr – die Eifel habe für jedes Konditionslevel etwas zu bieten.
"Umso mehr hat es mich am Anfang gewundert, dass ich auf vielen Routen für einige Kilometer keiner Menschenseele begegnet bin." Wer nicht auf den beliebtesten Strecken wie beispielsweise dem Dreimühlenwasserfall Rundweg unterwegs sei, könne die Natur oft alleine und in Ruhe genießen. "Am meisten beeindruckt hat mich in den letzten Monaten vor allem der Kontrast zwischen der Natur und den PS-starken Autos auf dem Nürburgring", berichtet der Eifel-Kenner. Kein Wunder also, dass eine seiner drei Lieblingsrouten vom Nürburgring umgeben ist:
Route 1: Natur trifft Motorsport
Den Rundwanderweg "Auf den Spuren der Grünen Hölle"startet Michael Holthuysen in der Ortschaft Quiddelbach, die am Nürburgring liegt. Eigentlich beginnt die rund elf Kilometer lange Tour in Nürburg. Ihren Namen verdankt die Route dem Rennfahrer Jackie Stewart, der die Nordschleife der Rennstrecke einst als "Grüne Hölle" bezeichnete. Der Wanderweg führt über Wiesen und Felder unterhalb der Nürburg entlang und zurück durch Wälder nach Quiddelbach. Die vielseitige Wanderung punktet mit den wunderbaren Aussichten auf den Arenberg, einem Vulkanberg, oder auf die Hohe Acht, der dritthöchste Berg in Rheinland-Pfalz.
"Die Strecke ist witzigerweise komplett vom rund 21 Kilometer langen Nürburgring umgeben, doch statt Motorsport erleben Wanderinnen und Wanderer Natur pur." Fasziniert hat Michael Holthuysen auch die Geschichte der Nürburg, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Sie ist die höchstgelegene Burgruine in Rheinland-Pfalz. Zwischen Adenau und Ulmen wüteten vor Millionen Jahren Vulkane. Lava, Asche und Gestein prägten die Landschaft, wo heute ein grünes Paradies ist. In der einstigen Vulkanlandschaft wachsen in den Feuchtwiesen "In der Stroth" sogar Orchideen.
- Strecke: 10,8 Kilometer
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Route bei Google Maps hier.
Route 2: Auf den Spuren eines Mörders
In der Stadt Boos hat Johann Mayer, bekannt als Stumpfarm, seine Verbrechen in der Eifel begangen und ungefähr Mitte des Ersten Weltkrieges für Angst und Schrecken in der Bevölkerung gesorgt. "Durch einen Unfall verlor der Mann seinen Arm, was ihm den Namen Stumpfarm einbrachte", sagt Holthuysen. Die Geschichte der Verbrechen des Johann Mayer, der mehrfach gemordet hat, werde auf dem "Stumpfarmweg" erzählt. "Dabei wird vor allem seinen Opfern gedacht und die Taten des Verbrechers werden nicht verherrlicht."
Als Johann Mayer 1922 gefasst wurde, atmete die Bevölkerung auf. Sein Ende fand der Verbrecher ein Jahr später – er wurde mit 37 Jahren durch das Fallbeil hingerichtet. Interessant sei die Strecke nicht nur durch ihre Geschichte, sondern auch wegen ihrer schönen Landschaft und der Route vorbei an einem Doppelmaar, sagt der Wanderexperte.
- Strecke: 15,3 Kilometer
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Route bei Google Maps hier.
Route 3: Ein Pfad zum Träumen
Der Traumpfad "Nette-Schieferpfad" in der Nähe von Moreal ist für Michael Holthuysen eine sensationelle Route wegen des einzigartigen Blicks auf das alte Eisenbahnviadukt im Nettetal. "Wer hier entlang wandert, findet die Spuren des Schieferabbaus, der für die Region wichtig war."
Besonders gefallen hat dem Wanderexperten, dass zahlreiche Hinweisschilder über die historischen und biologischen Gegebenheiten aufklären. Die reizvolle Strecke führt durch die Flusslandschaft der Nette, vorbei an den Schieferklippen und über seltene Magerwiesen. Ein Aufstieg zum Burberg wird mit einem Blick auf das Naturschutzgebiet Nettetal belohnt. Einsenbahnfans können sich über den Gang durch einen 250 Meter langen Tunnel freuen. Die Tour endet in Trimbs.
- Strecke: 9,2 Kilometer
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Route bei Google Maps hier.