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Mit Pottwalen plaudern. Monica Mariani steht breitbeinig auf schwankenden Bohlen und demonstriert die Frequenz, mit der ein Pottwal Laute aussendet. Sie schlägt ihre rechte Hand in die linke, Tak-Tak-Tak, so etwa hört es sich an, wenn der Wal Beute sucht. Er schickt regelmäßig Töne durchs Wasser, die von Hindernissen reflektiert werden. Je kürzer der Abstand zwischen Laut und Echo, desto näher ist der Wal an seinem Opfer. "Jetzt hat er einen Kalmar geortet", sagt Mariani. Immer schneller klatschen ihre Hände ineinander. Takatakatakataka-Tack! Plötzlich eine Pause. "Der Tintenfisch wird vom Pottwal gefressen." Dann wieder gleichmäßiges Hände klatschen. Eine neue Jagd beginnt.
Wissenschaftliches Fotoshooting
Monica Mariani ist Meeresbiologin. Seit 2005 arbeitet sie für Delphis, eine Non-Profit-Organisation, die Delfine und Wale im Mittelmeer erforscht. Wo leben die Tiere, wie viele sind es, wohin ziehen sie? Im Sommer sind täglich mehrere Delphis-Teams in ihren Booten unterwegs, dabei werden die Experten von Freiwilligen unterstützt. Heute sind wir zu sechst, vier Italiener und zwei Deutsche. Unter Marianis Leitung kreuzen wir mit der "Jean Gab" seit dem Morgen auf dem Golf von Neapel. Wir lernen viel über Wale. Bloß sehen lässt sich keiner. Auch das Hydrofon fängt keine Signale auf, der Lautsprecher ist stumm. Selbst auf dem Monitor, der noch schwächste, von einem Computer hochgerechnete Geräusche darstellen kann, steht eine gerade Linie für die Stille des Meeres.
Die "Jean Gab" ist ein knapp 80 Jahre alter Holzsegler mit einem 16 Meter langen Rumpf aus Eiche, einem Deck aus Teak und einer Kajüte, die mit Mahagoni ausgebaut wurde. Ein gepflegtes, historisches Schiff mit viel Hightech: Ein GPS-Empfänger bestimmt die Position, eine Unterwasserkamera über - mittelt Bilder an einen Videorecorder und einen Laptop mit umfangreichem Bildarchiv, das Hydrofon lauscht in die Unterwasserwelt. Da! War da nicht ein Klicken? Wir drängen uns um den kleinen Lautsprecher. Ein Pottwal? Schon öfter sind die bis zu 18 Meter langen und 50 Tonnen schweren Riesen gesichtet worden. Doch das Geräusch wiederholt sich nicht. Ich sitze im Ausguck am Bug des Schiffs. Je eine Stunde haben zwei der sechs Freiwilligen Wache, suchen mit Ferngläsern die See ab. Im Golf von Neapel sind außer Pottwalen schon Finnwale, Streifen-, Rundkopf- und Gemeine Delfine beobachtet worden. Aber heute brauchen wir keine Fotoapparate. Unsere wichtigste Aufgabe ist nämlich das wissenschaftliche Fotoshooting. Ein Delfin lässt sich an der Rückenflosse, der Finne, identifizieren, ein Wal an seiner Schwanzflosse, der Fluke. Die Aufnahmen der Freiwilligen werden ausgewertet und geben Aufschluss über das Wanderverhalten der Tiere. Die Zahl der Wale und Delfine im Golf von Neapel nimmt kontinuierlich ab - weil ihnen Fischerei die Nahrungsgrundlage raubt, weil es immer wieder zu Kollisionen mit Fährschiffen und Yachten kommt. Der einst in diesen Gewässern weitverbreitete Gemeine Delfin steht heute auf der Roten Liste bedrohter Tiere. "Wir wollen auf das Schicksal dieser wunderbaren Tiere aufmerksam machen", sagte Delphis-Mitgründer Angelo Miragliuolo, bevor wir heute Morgen ins Boot stiegen. Jetzt kommt es uns fast so vor, als wäre diese Initiative zu spät gestartet. Wie anders lässt sich erklären, dass wir nichts sehen?
Plötzlich springt Monica Mariani auf und eilt unter Deck. Sie kniet vor dem Monitor der Unterwasserkamera und zeigt auf vage erkennbare, dunkle Streifen. Delfine! "Ungefähr 500 Meter an Steuerbord!", ruft Mariani. Aufregung an Deck. Ferngläser werden gegriffen, Digitalkameras gezückt. Gebannt starren wir auf die See. Starren und starren. Doch außer den sanften Wellen des Mittelmeeres bekommen wir nichts zu sehen. Das bleibt für den Rest des Tages so. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Casamicciola, den Heimathafen von "Delphis". Im Ort heißt es, tagsüber habe eine Schule von Delfinen in der Bucht gespielt. Man habe sie vom Ufer aus beobachten können.
INFO
Maximal sechs Freiwillige können auf einem Forschungsschiff mitfahren. Sie helfen bei der Fotoidentifikation und Datenerfassung. Eine siebentägige Reise mit sechs Übernachtungen an Bord kostet bei eigener Anreise inkl. Verpflegung ab 798 Euro. Individuelle Verlängerungstage können auf Ischia, Procida und in Neapel gebucht werden. LaMar Reisen, Hamburg, Tel. 040-59 45 70 64, www.lamar-reisen.de
Zur Volkszählung ins Riff tauchen
Es begann 1997: Mehr als 100 Wissenschaftler und gut 750 Sporttaucher taten sich zusammen, um rund 300 Korallenriffe in 31 Ländern zu unter suchen - die Artenvielfalt, das Verhältnis von Fischen zu Wirbellosen (etwa Schwämmen und Garnelen), die Dichte und den Zustand des Korallenbewuchses. Ein Vergleich mit früheren Beobachtungen zeigte, dass die Riffe stark geschädigt waren. Um die weitere Entwicklung zu verfolgen, beteiligen sich seither viele Freiwillige an der jährlichen Riff-Inventur, in einigen Regionen wie dem Roten Meer können auch Schnorchler mithelfen. Die Ergebnisse werden wissenschaftlichen Instituten und UN-Organisationen zur Verfügung gestellt.
INFO
Reef Check arbeitet mit dem Tauchanbieter Sinai Divers zusammen. Eine Woche "Reef Check Safari" (Termin: 15. bis 22. Mai) mit dem Tauchschiff "Ghazai I" ab Sharm El Sheikh kostet 700 Euro pro Person in der Doppelkabine, inkl. VP, Tauchgängen und Transfers. Eigene Anreise, die Ausrüstung kann geliehen werden. Zehn Prozent des Reisepreises gehen an Reef Check. Sinai Divers Europe, Flamatt, Schweiz, Tel. 0041-31-744 15 10, www.sinaidivers.com
Am Tümpel die Kröte locken
Auf der Insel Rügen findet sich im Sommer eine neue Spezies von Reisenden ein: der Urlaubs-Ranger. Mit Fernglas und Bestimmungsbuch durchstreift er die Insel auf der Suche nach Schwalben, Fröschen, Molchen, Eidechsen, Fledermäusen und Greifvögeln. Vor rund drei Jahren wurde eine Kooperation zwischen den Naturschutzverbänden NABU und WWF einerseits und dem lokalen Ferienapartmentvermieter AVR andererseits ins Leben gerufen. So können naturverbundene Feriengäste beim Schutz des Unesco-Biosphärenreservats mithelfen. Sie sitzen in der Dämmerung an Tümpeln und versuchen, Kröten und Molche mit Originaltönen vom Tonband anzulocken. Sie zählen Waldeidechsen am Greifswalder Bodden, bauen Nistkästen für Schwalben, spähen nach Seeadlern, Turmfalken und Bussarden, suchen in Baum höhlen Fledermäuse - alles unter Anleitung von Biologen, Geologen, Landschaftsplanern.
INFO
Es entstehen keine zusätzlichen Kosten, es gibt kein straffes Programm, sondern Engagement. Auch für Kinder geeignet. Urlaubsranger c/o AVR-Ferienanlagen, Göhren, Tel. 038308-6 66 60, www.urlaubsranger.de
Aus dem Käfig Haie filmen
Der Weiße Hai hat keinen guten Ruf, doch er zählt zu den bedrohten Tierarten - und ist ein faszinierendes Lebewesen. Auch vor der südafrikanischen Gansbaai (Gänsebucht) war er fast verschwunden. Dem 1989 gestarteten Projekt White Shark ist es zu verdanken, dass er dort seit 1991 nicht mehr gejagt werden darf. Doch die Projekt arbeit geht weiter, täglich fahren Boote mit Freiwilligen aus, die Daten über Geschlecht, Größe und Verhaltensweisen der Haie sammeln. Wer Mut hat, steigt in einen Käfig und filmt den großen Raubfisch unter Wasser.
INFO
Drei Wochen kosten ca. 1515 Euro. Die Teilnehmer werden vom Flughafen Kapstadt abgeholt und in einer rustikalen Lodge untergebracht. Einsätze sind das ganze Jahr möglich. White Shark Projects, Kleinbaai, Südafrika, Tel. 0027-28- 384 17 74, www.whitesharkprojects.co.za
In Wäldern Wölfe belauschen
Das Wolfsprojekt auf den Waldaihöhen, rund 350 Kilometer nordwestlich von Moskau, gibt Einblicke in die Feldforschung. Freiwillige wirken mit bei der Spurensuche, Beobachtung, Funküberwachung, Ortung, Erkundung von Wanderrouten und Reviergrößen. Stundenlang stapfen sie durch den Wald - auch wegen der strammen Fußmärsche sollte das Höchstalter der Teilnehmer 50 Jahre nicht überschreiten. Wer will, kann aber auch in Thailand vor Wilderern gerettete Affen aufziehen, in Polen Biber schützen oder in Kroatien Aasgeier zählen - "Ecovolunteer" vermittelt Freiwillige in Projekte auf der ganzen Welt. Die Aufgaben reichen von Instandhaltungstätigkeiten und Tierversorgung über Aufklärungs- und Bildungsarbeit bis zur Datenerfassung.
INFO
Beim russischen Wolfsprojekt sind zwei- bis vierwöchige Aufenthalte von März bis September möglich. Zwei Wochen kosten 610 Euro (18 bis 24 Jahre) bzw. 850 Euro (25 Jahre), samt Unterbringung und Vollverpflegung (die anteilig selbst zubereitet wird). Transfer zur Feldstation von der Stadt Staraya Toropa, gegen Aufpreis auch vom Flughafen Moskau. Eigene Ausrüstung (Schlafsack, GPS, Kompass, Fernglas, Taschenmesser, Erste-Hilfe-Set, Englisch-Russisch-Wörterbuch) erwünscht. Arcatour, Zug, Schweiz, Tel. 0041-41-729 14 20,