In einem Steinbruch in Oxfordshire legten Forschende der Universitäten Oxford und Birmingham etwa 200 Dinosaurier-Fußabdrücke frei. Verschiedene Saurier-Arten hinterließen sie dort während des Mitteljuras vor 166 Millionen Jahren.
Die Spuren ziehen sich über 150 Meter lang durch den Steinbruch. Bisher legten die Forschenden nur einen Teil davon frei und vermuten, dass sich die Wanderroute womöglich noch weiter zieht. Es ist einer der weltweit größten Fundorte solcher Wanderrouten.

Nicht nur die Länge der Route und die Vielzahl der Spuren machen den Fund besonders, sondern auch, dass die Spuren von unterschiedlichen Arten stammen. Insgesamt fanden die Forschenden fünf verschiedene Stecken, von denen sie vier den pflanzenfressenden Sauropoden zuordneten. Die Forschenden erkannten neben den gigantischen, Elefanten-ähnlichen Abdrücke des langhalsigen Pflanzenfressers Cetiosaurus auch jene des Fleischfressers Megalosaurus.
Der Megalosaurus hinterließ einen sehr deutlichen Abdruck seiner dreigliedrigen Füße in dem kalkhaltigen Boden, die Forschenden nennen das einen Tridactyl-Druck. Der fleischfressende Jäger war – im Gegensatz zu den Pflanzenfressern – sehr agil. Mit einer Länge von sechs bis neun Metern war er zwar so groß wie zwei Kleinwagen. Allerdings erreichte er damit nur die halbe Länge der gut 18 Meter langen Sauropoden. Die Größe der Spuren habe sie besonders beeindruckt, sagte Prof. Kirsty Edgar, Mikropaläontologin der Universität Birmingham, der BBC.
"Diese Fußabdrücke bieten einen außergewöhnlichen Einblick in das Leben der Dinosaurier und offenbaren Details über ihre Bewegungen, Interaktionen und die tropische Umgebung, die sie bewohnten", sagte Edgar.
Die Abdrücke sind so gut erhalten, dass das Team ausmachen konnte, welche Art zuerst durch die damalige Lagune streifte: Sie vermuten, dass der Pflanzenfresser seine großen Füße langsam in die weiche Erde stampfte, bevor der fleischfressende Megalosaurus dieselbe Route einschlug.

Durch ein Wetterereignis müssen sich Sedimente auf den Spuren abgelagert haben, ansonsten hätte das Wasser sie für immer weggespült. So aber konnten die Forschenden die Routen detailliert studieren. Sie nahmen dafür über 20.000 Fotos auf, die sie nutzten, um 3D-Modelle der einzelnen Abdrücke zu erstellen.
Die Ausgrabungen fanden im Sommer des vergangenen Jahres statt. Etwa 100 Wissenschaftler*innen, Studierende und Freiwillige beteiligten sich an der Arbeit.

Dabei war die Entdeckung der Saurier-Spuren purer Zufall: Gary Johnson entdeckte sie bei Baggerarbeiten. Der Arbeiter stieß dabei auf eine Wölbung im Boden, wo ein Dinosaurierfuß vor Millionen von Jahren Schlamm zu einem Hügel aufgeschoben hatte. Nach drei Metern stieß Johnson auf den nächsten aufgewühlten, versteinerten Schlamm. Es sei ein aufregendes Gefühl gewesen, die Spuren zu entdecken, sagte er der BBC. Der britische Sender dokumentierte die Ausgrabungen und begleitete die Forschenden.

Die Momentaufnahmen vergangener Zeiten sind für die Wissenschaft besonders interessant, da sie unter anderem Rückschlüsse auf das Jagd- und Fluchtverhalten der Urzeit-Lebewesen zulassen. Die Fußspuren können Hinweise auf deren Sozialverhalten aufdecken: Waren die Saurier allein oder in Herden unterwegs? Wie war die Artenvielfalt an jenem Ort zu jener Zeit?
Was weiter mit dem Steinbruch geschieht, ist noch nicht sicher. Doch die Forschenden vermuten weitere Spuren, die sie weiterverfolgen wollen.