Klimakatastrophe Plötzliche Eiszeit führte zu Massensterben – und verschaffte Dinos den Aufstieg

T Rex im Schnee
Ein Massensterben vor 200 Millionen Jahren raffte 75 Prozent aller Arten dahin, wahrscheinlich war plötzlich einsetzende Eiseskälte ein Grund. Einige kleine Dinos überstanden die Katastrophe. Große Raubsaurier gab es damals noch nicht. Dieser T. Rex etwa erblickte erst mehr als hundert Millionen Jahre später das Licht der Welt
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Vor rund 200 Millionen Jahren kam es zu einem der größten Massensterben der Erdgeschichte. Lange vermuteten Forschende, dass Vulkane und steigende Temperaturen die Ursache waren. Doch eine neue Studie zeigt: Wahrscheinlich fiel die Welt vielmehr in einen Winter. Manche Tiere sollten davon profitieren: unter ihnen die Dinosaurier 

Es muss eine wahrlich infernalische Epoche gewesen sein, damals, vor rund 200 Millionen Jahren. Eine Epoche des Massensterbens: Rund dreiviertel aller Arten fanden am Ende des Erdzeitalters Trias den Tod, für immer ausgelöscht von der Landkarte des Lebens. Dieser dramatische Knick der urgeschichtlichen Biodiversität ist seit langem bekannt, schließlich zeigt sich der Schwund der Spezies in den Erdschichten, im Fossilienreichtum vor und nach dem Exitus.

Doch noch immer sind die genauen Gründe des Siechtums nicht bekannt. Fest steht: Das Massensterben fand statt, als es gewaltig loderte auf der Erde, als zahllose Vulkane Lava spien, Millionen von Kubikkilometern, und allmählich Pängäa auseinanderbrach. Dieser Superkontinent umfasste beinahe die gesamte Landmasse des Planeten, reichte von Pol zu Pol – und aus seinen Bruchstücken erwuchsen im Laufe von Äonen unter anderem die uns bekannten Kontinente Afrika, Europa, Amerika. 

Angesichts dieser massiven Umwälzungen lag der Verdacht nahe, Hitze habe dem Gros der Arten den Garaus gemacht. Kohlendioxid aus dem Erdinneren, so die Vermutung, sammelte sich über viele Jahrtausende in der Atmosphäre an und brachte einen Klimawandel in Gang. Die Temperatur stieg weltweit auf ein für etliche Tiere und Pflanzen untragbares Niveau, die Ozeane versauerten. Soweit, so verständlich.

Urzeit: Die wahre Geschichte der Evolution: Wie Saurier und Säuger Seite an Seite lebten
© Annika Siems
Die wahre Geschichte der Evolution: Wie Saurier und Säuger Seite an Seite lebten
© Illustrationen: Annika Siems

Eine neue Studie stellt die ursprüngliche These gewissermaßen auf den Kopf

Doch nun bringt eine neue Studie im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences diese These ins Wanken. Nicht Wärme, so schreibt das Autorenteam um den US-amerikanischen Geophysiker Dennis Kent vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia Climate School, habe den Arten jenen verheerenden Todesstoß versetzt. Vielmehr war es eisige Kälte.

Die Forschenden untersuchten gut 200 Millionen Jahre alte Gesteinsproben aus Marokko, dem kanadischen Novia Scota und aus dem Newark Basin in New Jersey und fanden mittels aufwendiger Analysen heraus: Die Vulkane, die das Ende der Trias einläuteten, brachen keineswegs kontinuierlich aus – sprich: unentwegt über einen langen Zeitraum von Jahrhunderttausenden. Stattdessen spuckten die Feuerberge mehrfach, aber jeweils in weniger als einem Jahrhundert ihre brodelnde Fracht in die Umwelt. Abrupt also. Und massenhaft. 

Das führte nach Ansicht der Wissenschaftler zu schlagartigen Klimakatastrophen. Denn mit der Lava gelangten Unmengen an Sulfatpartikeln in die Atmosphäre: Die Teilchen reflektierten das Sonnenlicht und blockierten somit einen Großteil der Wärmestrahlung. Den Untersuchungen nach waren die Ausstöße hundertmal stärker als jene des isländischen Vulkans Laki aus dem Jahr 1783, die weltweit zu schweren Ernteausfällen geführt hatten. 

Und so brachen vor rund 200 Millionen Jahren mit einem Mal frostige Zeiten an – ein klirrender Weltwinter, der jeweils zwar nur Jahrzehnte anhielt, bis Regen die Aerosole aus der Luft herauswusch. Und der doch ein ums andere Mal lang genug war, um schließlich die Mehrheit aller Organismen dahinzuraffen. 

So finden sich in Sedimenten aus einer Zeit vor all den Eruptionen unter anderem urzeitliche Baumechsen, terrestrische Krokodilsverwandte, riesige, flachköpfige Amphibien sowie viele tropische Pflanzen. Danach sind sie alle plötzlich im Wortsinn vom Erdboden verschwunden.

Zahlreiche Spezies starben aus, zähere Arten überlebten: unter ihnen einige Dinos

Andere Arten dagegen waren zäher, überstanden die Kälte. Schildkröten zum Beispiel, Eidechsen. Oder Ursäugetiere. Klein genug, dass sie wahrscheinlich in Höhlen Zuflucht fanden. Und auch gefiederte Dinosaurier, die sich noch in der Trias entwickelt hatten, überstanden die vulkanischen Winter. 

Eisbär
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Wie Tiere der Kälte trotzen

Auf lange Sicht gesehen stiegen die Temperaturen dann aber tatsächlich, durch Anreicherung des Klimagases Kohlendioxid. Die Übergangsepoche vergleichsweise kurzer Winter fand ihr Ende. Und ein anderes Erdzeitalter begann: der Jura. Nachdem so viele Lebewesen, die vormals die Ökosysteme besiedelt hatten, verschwunden waren, profitierten nun die Überlebenden der Katastrophe. 

Unter ihnen tat sich vor allem eine Gruppe von Tieren hervor, die gewissermaßen aufstieg zu einer Weltmacht. Die Dinosaurier, die in den folgenden knapp 150 Millionen Jahren die Kontinente beherrschten und eine verblüffende Vielfalt entwickelten, mit ikonischen Arten wie den gigantischen Langhalssauriern oder dem Tyrannosaurus rex. 

Bis vor 66 Millionen Jahren eine andere Katastrophe die Erde heimsuchte, als ein Asteroid in den Golf von Mexiko einschlug, ein weiteres globales Massensterben auslöste. Und die Ära der Donnerechsen beendete.