Klima Wetterphänomen: El Niño ist zurück

Nahender Sturm in den Tropen
Ein Sturm zieht auf: Den letzten starken El Niño hatte es 2015/2016 gegeben
© Daria Nipot / Adobe Stock
Erstmals seit Jahren herrschen im tropischen Pazifik wieder El-Niño-Bedingungen, warnt die Weltwetterorganisation. Das Klimaphänomen kann die Erderwärmung deutlich beschleunigen und für Dürre, Hitze oder Überschwemmungen

Das in vielen Regionen gefürchtete Wetterphänomen El Niño ist wieder da. Die Weltwetterorganisation (WMO) teilte am Dienstag in Genf mit, dass im tropischen Pazifik erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen herrschen. Dies könne die globalen Temperaturen weiter in die Höhe treiben und regionale Wetter- und Klimamuster verändern.

Die WMO geht mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das Wetterphänomen die zweite Jahreshälfte bestimmen wird. Wie stark es diesmal ausfällt, lasse sich noch nicht sagen. Den letzten starken El Niño hatte es 2015/2016 gegeben. Uneins ist die Wissenschaft, ob auch 2018/2019 El-Niño-Bedingungen herrschten.

El Niño kann die Folgen des Klimawandels verschärfen

"Der Start eines El Niño erhöht deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass Temperaturrekorde gebrochen werden, dass sich in vielen Teilen der Welt und im Ozean extreme Hitze entwickeln", sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Er rief Regierungen auf, Vorkehrungen zu treffen, damit bei extremen Wetterereignissen Menschenleben gerettet werden können.

Im zentral-östlichen äquatorialen Pazifik sei die monatliche Durchschnittstemperatur von 0,44 Grad unter dem langjährigen Mittel im Februar bis Mitte Juni auf 0,9 Grad über dem Mittel gestiegen, berichtete die WMO. Die US-Klimabehörde NOAA hatte nach ihrer eigenen Definition bereits im Juni einen El Niño erklärt. Die WMO bezieht bei ihren Berechnungen die Expertise mehrerer Klimabehörden ein.

El Niño könnte zurückkehren

Extremwetter Rückkehr von El Niño: Warum 2024 das bisher heißeste Jahr werden könnte

Mit der Rückkehr des Wetterphänomen El Niño steigen die globalen Temperaturen. Josef Ludescher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hält es für möglich, dass 2024 sogar erstmals die 1,5-Grad-Grenze überschritten wird. Im Interview erklärt er, warum mit El Niño auch die Gefahr von Extremwetterereignissen steigt – und die der Ausbreitung von Malaria

El Niño hat nichts mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun. Es ist ein natürlich alle paar Jahre auftretendes Wetterphänomen, das mit der Erwärmung des Meerwassers im tropischen Pazifik und schwachen Passatwinden einhergeht. Das Phänomen kann aber die Folgen des Klimawandels verschärfen, weil es einen zusätzlich wärmenden Effekt hat.

Auswirkungen gibt es vor allem in Südostasien, Australien, Afrika und Mittelamerika. Für Europa gelten die Folgen als begrenzt. Das Gegenstück ist La Niña; die vergangenen drei Jahre waren dadurch geprägt.

dpa