Das Ziwa Rhino Sanctuary in Uganda ist für den Artenschutz in Afrika ein Leuchtturmprojekt. Denn es ist nicht nur gelungen, Breitmaulnashörner erstmals nach ihrem Aussterben 1983 wieder in Uganda anzusiedeln. Das Ziwa Rhino Sanctuary unter der Führung des Rhino Fund Uganda ist auch eine beispielhafte Verbindung von Natur- und Artenschutz und Ökotourismus, von dem auch die lokale Bevölkerung profitiert.
Jetzt ist das international gefeierte Projekt offenbar Geschichte. Wie lokale Medien berichten, ist ein lange schwelender Streit mit dem Besitzer des knapp 65 Quadratkilometer großen Areals eskaliert. Der Pachtvertrag wurde gekündigt, die 33 Breitmaulnashörner müssen umgesiedelt werden. Alle 144 hoch qualifizierten Nashorn-Ranger, die die Tiere pflegten und rund um die Uhr vor Wilderern schützten, mussten entlassen werden.

Roland Gockel und Rosie Koch sind entsetzt. Die beiden Tierfilmer hatten zu Beginn des Jahres sechs Wochen vor Ort an einer Tierdoku für den NDR gearbeitet - und wurden nun vom Ende des erfolgreichen Projekts überrumpelt.
Gockel spricht von einem "perfekt organisierten, communitybasierten und leidenschaftlich geführten Schutz- und Zuchtprojekt" des Rhino Fund Uganda: "Ein Paradies, in dem die einzigen 33 Nashörner Ugandas zwischen tausenden Antilopen und einer unglaublichen Diversität von Wildtieren und Vögeln umherlaufen. Es war fast zu gut, um wahr zu sein."

Besonders beeindruckt zeigten sich die Tierfilmer von den Rangern. "Sie sind den Tieren seit 15 Jahren so nahe, dass sie jeden Laut und die kleinste Geste 'ihrer' Rhinos verstehen. Diese tiefe Vertrautheit führt zu einem gegenseitigen Respekt, den wir nirgendwo sonst in der Welt erlebt haben", schreiben Gockel und Koch in einem Augenzeugenbericht.
Müssen die Nashörner einer Zuckerrohrplantage weichen?
Der Eigentümer des Landes, erklärt Gockel, wollte offenbar am Erfolg des Projekts beteiligt werden, habe zuletzt immer höhere Geldforderungen an den Rhino Fund gestellt. Nun hat er den Pachtvertrag – und ein im Beisein den ugandischen Präsidenten unterschriebenes Memorandum of Understanding von 2020 – für null und nichtig erklärt. Medienberichten zufolge plant der Eigentümer die Errichtung einer Zuckerrohrplantage.
"Es für uns sehr schwer zu verstehen, wie man so eine perfekte Situation einfach vor die Hunde gehen lassen kann", sagt Gockel, "und warum die Regierung nicht einschreitet".

Die 33 Rhinozerosse, zur Zeit sich selbst überlassen, sollen nun von der Uganda Wildlife Authority (UWA) in Schutzgebiete umgesiedelt werden – bis geeignetes Land für ein neues Reservat gefunden ist. Doch die UWA, sagt Roland Gockel, hat weder Erfahrung mit Rhinozerossen noch mit dem Rhino-Tourismus. Und sowohl die Umsiedlung selbst als auch die Finanzierung seien noch "beängstigend offen".