Vereinigtes Königreich Jagdbefürworter kämpfen für die Fuchsjagd – mit einem Antidiskriminierungsgesetz

Die traditionelle Fuchsjagd zu Pferd und mit einer Meute Hunde ist im Vereinigten Königreich aus Tierschutzgründen verboten. Zu Unrecht?
Die traditionelle Fuchsjagd zu Pferd und mit einer Meute Hunde ist im Vereinigten Königreich aus Tierschutzgründen verboten. Zu Unrecht?
© Andrew Parsons / i-Images / ZUMAPRESS.com / picture alliance
Die besonders grausame Jagd auf Füchse mit Pferden und einer Meute Hunde ist im Vereinigten Königreich seit 2005 verboten. Doch es gibt immer neue Anläufe, sie aufleben zu lassen. Ein Aktivist sieht nun seine Zunft und die Jagd selbst zu Unrecht diskriminiert

Ist die Fuchsjagd mit Pferden und Hunden ein Hobby? Ein Sport? Oder doch eher so etwas wie eine Religion? Bei unseren Nachbarn auf der Insel ist man sich darüber nicht einig.

Im Jahr 2005 aus Tierschutzgründen verboten, gab es vonseiten der Befürworter immer wieder Anläufe, die liebevoll gepflegte Tradition, Füchse und andere Wildtiere zu Tode zu hetzen, wieder hoffähig zu machen und zu legalisieren. Bislang ohne Erfolg. Nun geht ein Pro-Fuchsjagd-Aktivist neue Wege: Ed Swales, Gründer der Lobbygruppe "Hunting Kind" (zu Deutsch etwa "Jagdweise" oder "-art") argumentiert, das Recht auf Ausübung der Fuchsjagd mit Pferden und Hunden sei vom Equality Act geschützt.

Das Gesetz soll Menschen davor bewahren, zum Beispiel aufgrund ihres Alters, ihrer Herkunft, Sexualität oder Religion diskriminiert zu werden. Oder wegen eines ethisch motivierten Veganismus. Oder wegen der moralischen Ablehnung der Jagd.

So wie man gegen die Jagd sei, könne man auch dafür sein. "Es ist dasselbe Gesetz", sagte Swales der "New York Times".

Es ist nicht Swales' einziger Vorstoß dieser Art. Er hält auch die Jägerinnen und Jäger selbst für Opfer von gruppenbezogener Diskriminierung. Bei einer öffentlichen Veranstaltung behauptete Swales im Juli, Jäger und Jägerinnen erfüllten alle Kriterien einer "ethnischen Gruppe": "Jedes einzelne, direkt ins Schwarze". Gegenüber der "New York Times" berichtet Swales von Beschimpfungen und Einschüchterungsversuchen gegen Jagdausübende. Und von Jagden, die auf Druck der "Anti-Jagd-Brigade" abgesagt werden mussten.

Jenseits der Rechtsprechung tobt der Kampf um die Fuchsjagd weiter

Tatsächlich war es nie ruhig an der Frontlinie zwischen Befürwortern und Gegnern der Fuchsjagd. Laut aktueller Umfragen sind zwar 80 Prozent der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs gegen die Fuchsjagd. Streit entzündet sich aber immer wieder an den weiterhin erlaubten Trail Hunts. Bei solchen Jagden folgen die Hunde einer künstlich gelegten Spur, meist dem Urin lebender Füchse. Aus Tierschutzkreisen wird immer wieder der Vorwurf erhoben, solche Jagden würden nur als Vorwand dienen, um echte Füchse und Hasen zu jagen.

Jäger und Jägerinnen wiederum sprechen von Einzelfällen. Und verweisen auf angebliche Millionen Pfund, die diese Tradition in wirtschaftlich abgehängte Regionen spüle. Die Countryside Alliance, ein Interessenverband, der den sogenannten Landsport unterstützt, hatte den Chef der Labour-Partei, den jetzigen Regierungschef Keir Starmer, sogar davor gewarnt, auch noch die Trail Hunts zu verbieten. Er riskiere damit einen "Kulturkampf". Dessen Amtsvorgänger, David Cameron, hatte 2015 versucht, das Jagdverbot auf lebende Tiere rückgängig zu machen. Allerdings vergebens.

Dass Swales mit seinem Vorstoß nun mehr Erfolg hat, ist gleichwohl unwahrscheinlich. Schon 2007 hatte ein schottisches Gericht dem "Glauben an die Fuchsjagd" eine besondere Schutzwürdigkeit abgesprochen. Zwei Jahre später kam die Bestätigung vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: Das Verbot schützt Füchse vor besonderer Grausamkeit – aber es verletzt keine Menschenrechte.