Sie können kühn sein, eigenbrötlerisch, kontaktfreudig, ängstlich und sogar eifersüchtig und geizig: Schimpansen-Charaktere sind ähnlich komplex wie die von Menschen. Doch als die legendäre Primatenforscherin Jane Goodall dies Anfang der 1970er Jahre erstmals schrieb, wurde sie von Kollegen ausgelacht: Das sei Vermenschlichung, ein Verstoß gegen wissenschaftliche Objektivität. Neuere Forschungen haben Goodall indes bestätigt: Schimpansen sind Menschen nicht nur genetisch eng verwandt, sie stehen ihnen, von allen Menschenaffen, auch vom Wesen her am nächsten.
Ihre Persönlichkeit lässt sich in Kategorien beschreiben, die Psychologen in ähnlicher Weise auch bei Menschen benutzen. Zusätzlich aber ist bei Schimpansen das Merkmal "Dominanz" sehr wichtig: Es bezeichnet die mehr oder weniger ausgeprägte Fähigkeit, sich in einer hierarchisch aufgebauten Gruppe zu behaupten. Die neuen Erkenntnisse haben heftige Diskussionen um Tierrechte angefacht. Vor kurzem klagten Tierschützer vor einem New Yorker Gericht im Namen zweier Schimpansen, die im Versuchsgehege einer Universität leben. Sie beriefen sich auf ein Gesetz, das es verbietet, "Personen" ohne Angabe von Gründen zu inhaftieren.
Die Richterin wies die Klage ab, ließ aber eine Berufung ausdrücklich zu: Die Frage müsse im Licht neuester Forschung auf höherer richterlicher Ebene entschieden werden.
Mehr zum Thema auf den Seiten des Nonhuman Rights Project (NHRP), das diesen und ähnliche Fälle vor Gericht gebracht hat: www.nonhumanrightsproject.org