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Amphibiensterben Ganze Populationen bedroht: Salamanderpest breitet sich in Deutschland aus

Salamander
Salamander haben in Deutschland eines ihrer wichtigsten Verbreitungsgebiete
© WildMedia / shutterstock
Mit Tier-Importen aus Asien gelangte ein tödlicher Pilz nach Europa, der nun ganze Amphibien-Vorkommen auslöscht. Besonders hart trift es die Feuersalamander

Ein befallenes Tier stirbt innerhalb von Tagen. Die Hautatmung versagt, die Haut trocknet aus, es bilden sich Geschwüre und blutige Wunden. Der Pilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal, tötet fast jedes Tier, das er befällt. Forscher der Ruhr Universität Bochum gehen von einer Sterblichkeitsrate von über 95 Prozent aus. Betroffen sind vor allem Feuersalamander, aber auch andere Amphibien, wie etwa Kammmolche.

In einigen Gegenden Westdeutschlands fanden Biologen und Spaziergänger dutzendweise tote Feuersalamander. Ganze Populationen sind bedroht. Von „regionalen Massensterben“ berichtet der NABU-Verband Rhein-Main. Und der Pilz breitet sich in Deutschland offenbar weiter aus.

"Funktionsfähigkeit ganzer Ökosysteme in Gefahr"

Wahrscheinlich kam der Pilz mit Tiertransporten aus Asien nach Europa. Entdeckt wurde er um das Jahr 2010 erstmals in den Niederlanden – und verbreitete sich über Belgien nach Deutschland. Auch in Spanien wurde die Krankheit mittlerweile nachgewiesen. Forscher der Uni Trier gehen heute davon aus, dass Bsal sogar schon 2004 in der Eifel vereinzelt aufgetreten ist. Mittlerweile gilt Deutschland mit mehr als 50 Bsal-Vorkommen in der Eifel und im Ruhrgebiet als ein europäischer Hotspot der Erkrankung.

Während asiatische Amphibien Resistenzen gegen den Pilz entwickelt haben, sind die westeuropäischen Populationen wehrlos. Das ist umso dramatischer, als Deutschland als eines der wichtigsten Verbreitungsgebiete des Feuersalamanders gilt. Für die Art habe Deutschland eine besondere Verantwortung, sagte die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Beate Jessel, laut einer Presseerklärung. Durch Bsal könne die "grundlegende Funktionsfähigkeit ganzer Ökosysteme" beeinträchtigt werden.

Forscher bitten um Mithilfe

Jetzt bittet die Uni Bochum um Mithilfe bei der Erforschung der Krankheit: Wer ein verendetes Tier findet, kann ein Foto mit der Angabe des genauen Standortes an die Universität senden: meldung-feuersalamander@rub.de. Die Tiere werden von Mitarbeitern der Uni eingesammelt und im Labor untersucht. In Hessen erforschen Mitarbeiter der Justus-Liebig-Universität Gießen die Ausbreitung der Krankheit. Hier gibt es ein Meldeformular für kranke oder tote Tiere.

Um die Ausbreitung des Pilzes einzudämmen, sind auch Spaziergänger gefordert. Denn durch Schlamm an den Schuhen, aber auch über Autoreifen kann sich der tödliche Pilz verbreiten. Seine Sporen können im Erdreich und im Wasser tagelang überleben. Darum ist es besonders wichtig, auf den Wegen zu bleiben, Gewässer(ränder) nicht zu betreten, Tiere nicht zu berühren – und das eigene Schuhwerk zu desinfizieren. Tipps für die korrekte Reinigung und Desinfektion gibt die Uni Gießen.

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