Molche - das macht sie einzigartig - können verlorene Körperteile regenerieren: den Schwanz, die Gliedmaßen, sogar Teile des Auges oder Kiefers. An der Wunde eines abgerissenen Beines etwa entwickelt sich zunächst ein wie amputiert wirkender Stumpf, aus dem mit der Zeit eine neue Extremität erwächst. Und im Unterschied zu Eidechsen, bei denen ein erneuerter Schwanz keine Knochen enthält, ist das Regenerat bei Molchen völlig intakt.
Einige Molche besitzen sogar sich selbst reparierende Herzen, wie die Bad Nauheimer Forscher herausfanden. Das Ergebnis ihrer Experimente war umso überraschender, als die Wissenschaftler keinerlei Stammzellen nachweisen konnten - jene Körperzellen, die noch nicht ausdifferenziert sind und sich daher je nach Umgebung spezialisieren können. Stattdessen fanden sie etwas Frappierendes heraus. Die Zellen eines verletzten Molchherzens gaben ihre spezialisierten Eigenschaften auf, teilten sich massiv und stellten Herzmuskelmasse her, bis die Wunde verheilt war. Dann erst bildeten sie wieder die typischen Eigenschaften von Herzmuskelzellen aus.
Haben auch wir Menschen Fähigkeiten der Molche? Bei Säugetieren und Menschen konnte eine so weitgehende Dedifferenzierung von Zellen noch nie beobachtet werden. Jedoch ist anzunehmen, dass die Gene dafür auch bei uns noch existieren, nur abgeschaltet wurden. Vielleicht können die Forscher auf dem Weg über den Molch zu neuen Zelltherapien für Patienten mit geschädigten Organen kommen.
Der Molch als Leitbild der Medizin von morgen? Arbeitsfelder zur Verwirklichung solcher Science-Fiction-Visionen gäbe es noch mehr: So ist der Bergmolch bekannt dafür, dass in einigen Populationen ein großer Teil der Tiere im Larvenstadium bleibt, äußere Kiemen behält und sich dennoch fortpflanzt. Mit anderen Worten: Diese Molche bleiben ihr ganzes Leben lang jung.