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Manch einer hält ihn für einen Fuchs oder einen Wolf. Seit Ende der 1990er Jahre gab es in Deutschland immer wieder einzelne Goldschakalsichtungen. Doch nun ist erstmals Nachwuchs der Wildhunde in der Bundesrepublik nachgewiesen worden. Ende Oktober war im Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg ein Schakal-Pärchen in eine Fotofalle getappt.
Durch genetische Proben konnte nachgewiesen werden, dass sie zu einer Familiengruppe gehören, teilte das Landesumweltministerium in Baden-Württemberg mit. Eine Wildkamera der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) hat auch einen Welpen aufgenommen. Da Goldschakale vier bis fünf Junge bekommen, geht man davon aus, dass es neben dem Elternpaar noch weitere Welpen geben muss.
Es sieht also ganz danach aus, als seien die Goldschakale gekommen, um in Deutschland zu bleiben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Tier:
Wie sieht ein Goldschakal aus?
Während die meisten Menschen ungefähr wissen, wie ein Wolf oder ein Fuchs aussieht, ist der Goldschakal der breiteren Öffentlichkeit allerdings vollkommen unbekannt. Das liegt zum einen daran, dass Canis aureus, so der lateinische Name, sehr scheu ist und vor allem in der Dämmerung und in der Nacht jagt und wandert.
Der Goldschakal ist nur wenig größer als ein Fuchs und deutlich kleiner als ein Wolf. Tatsächlich sieht er aus wie eine (biologisch unmögliche) Kreuzung aus den beiden. Der Goldschakal erreicht eine Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern und ein Maximalgewicht von rund acht bis 15 Kilogramm. Typisch für den Goldschakal ist das namengebende, gelb-graue Fell, ein kurzer, buschiger Schwanz mit dunkler Spitze – und das weiße Fell an Schnauze und Kehle.
Wo lebt der Goldschakal?
Das Verbreitungsgebiet des Goldschakals erstreckt sich von Südasien über den Nahen Osten bis zur Balkanhalbinsel. Seit einigen Jahren tauchen die Tiere auch in mitteleuropäischen Ländern auf – auch in Österreich und Deutschland. Alles, was sie zum Leben brauchen – Nahrung und Deckung – finden sie auch hierzulande. Etwa in reich strukturierten Agrarlandschaften und Feuchtgebieten. In Deutschland gab es in allen Bundesländern bis auf Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und den drei Stadtstaaten bereits Nachweise des Goldschakals, dies zeigt der Bericht "Der Goldschakal in Deutschland".
Über die Gründe der Ausbreitung ist nichts Abschließendes bekannt. "Ein Phänomen" nennt es die Wildtierbiologin Jennifer Hatlauf, die an der Universität für Bodenkultur Wien ein Forschungsprojekt zu dem tierischen Neubürger leitet. Möglicherweise spielen die milderen Winter eine Rolle. Und seit große Raubsäuger in Europa nicht mehr mit Giftködern bekämpft werden (also seit Mitte der 50er Jahre), konnten Goldschakale zum Beispiel in Griechenland wieder Fuß fassen.
Wie viele Goldschakale gibt es in Deutschland?
Europaweit gibt es Schätzungen zufolge rund 117.000 Exemplare. In Deutschland ist es bislang allerdings nur zu vereinzelten Sichtungen gekommen – ebenso wie in Dänemark, Finnland und den Niederlanden. Möglicherweise, so Jennifer Hatlauf, handelt es sich dabei um Tiere, die auf Partner- und Reviersuche sind. In Österreich, Polen, Italien und Estland dagegen haben Paare, die ein Leben lang zusammenbleiben, schon Jungtiere aufgezogen.
Was frisst Canis aureus?
Goldschakale sind, was ihre Speisekarte betrifft, wenig wählerisch – und Füchsen sehr ähnlich: Sie stellen Kleintieren jeder Art nach, fressen aber auch Aas, Früchte und Beeren. In manchen Regionen Europas ernähren sich die Tiere von Schlachtabfällen oder Überresten von der Jagd. Aber auch an größere Beutetiere wagt sich der Schakal heran: Er kann Frischlinge, Rehe und selbst Schafe erlegen.
Geht vom Goldschakal eine Gefahr aus?
Menschen brauchen sich vor Goldschakalen nicht zu fürchten. Das Tier lebt so versteckt, dass außer Forschern oder Jägern wohl kaum jemand eines dieser Tiere zu Gesicht bekommen wird. Ob der Goldschakal eine Gefahr für die heimische Artenvielfalt darstellt, ist eine andere Frage – die noch erforscht wird. "Ein potentieller Einfluss auf die heimische Fauna kann unter anderem durch Nahrungsanalysen, zum Beispiel von Mageninhalten oder Losungen,untersucht werden", sagt die Wildtierökologin Jennifer Hatlauf.
Mehr über den Goldschakal finden Sie auf der Internetseite des Goldschakal-Projekts Österreich.