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Meeresbiologie Warum Wale unterschätzte Klimaschützer sind

Pottwal
Pottwale jagen in Tiefen bis über 1000 Meter - und tragen so zur vertikalen Verteilung von Nährstoffen bei
© mauritius images / nature picture library / Tony Wu
Der Internationale Währungsfonds plädiert dafür, Wale besser zu schützen - als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz

Wenn es um Klimaschutzmaßnahmen geht, werden oft als Erstes Wälder und das Bäumepflanzen angeführt. Denn Bäume entziehen der Atmosphäre beim Wachsen das Klimagas Kohlendioxid. Jetzt lenkt der Internationale Währungsfonds (IWF) die Aufmerksamkeit auf tierische Klimaschützer.

Nach Berechnungen von Meeresbiologen, so der IWF in einer Publikation aus dem Dezember 2019, könne ein großer Wal im Lauf seines durchschnittlich 60 Jahre langen Lebens der Erdatmosphäre rechnerisch 33 Tonnen CO2 entziehen.

Während Bäume durch Photosynthese das CO2 aus der Luft in Kohlenstoff verwandeln, der zum Teil jahrhundertelang im Holz gebunden bleibt, ist die Klimaschutz-"Strategie" der Wale eine andere. Zwar ist auch in ihrer Körpermasse CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Wichtiger ist aber ein anderer Effekt: Durch ihre Lebens- und Ernährungsweise tragen Wale dazu bei, dass pflanzliches Plankton, so genanntes Phytoplankton, wachsen kann. Und diese mikroskopisch kleinen Meeresorganismen binden ihrerseits gigantische Mengen CO2.

Pflanzliches Meeresplankton erzeugt den Autoren zufolge nicht nur etwa die Hälfte des gesamten Sauerstoffs in der Atmosphäre – es absorbiert jedes Jahr ungefähr 37 Milliarden Tonnen CO2. Das entspricht rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Um dieselbe Reinigungsleistung zu erreichen, bräuchte man vier Amazonas-Regenwälder.

Wale als Nährstoff-Pumpen

Phytoplankton kann aber nur da florieren, wo es genügend Nährstoffe gibt. Und hier kommen die Wale ins Spiel. Sie sorgen durch ihre vertikalen Bewegungen bei der Nahrungssuche und auf ihren Wanderungen dafür, dass durch ihren Kot wichtige Nährstoffe, wie etwa Eisen und Stickstoff, in die oberen, lichtdurchfluteten Wasserschichten gelangen. So jagen Pottwale in Tiefen bis zu 1000 Metern nach Tintenfischen, verrichten ihr Geschäft aber an der Oberfläche. Rund 1,5 Tonnen Nahrung benötigt ein Pottwal-Bulle pro Tag.

Welche Klimaschutz-Potenziale sich aus einem wirksamen Schutz der Wale ergeben, wird laut IWF aus der Entwicklung der Populationen ersichtlich: Durch den industriellen Walfang hat sich die ursprüngliche Zahl der Tiere auf ein Viertel reduziert. Von ehemals vier bis fünf Millionen Tieren sind Schätzungen zufolge nur noch rund 1,3 Millionen Meeressäuger übrig. Einzelne Wal-Arten, darunter auch der Blauwal, das größte Lebewesen, das je auf der Erde lebte, wurden fast bis zur Ausrottung gejagt. Heute existieren nur noch etwa drei Prozent der ursprünglichen Blauwal-Population. Und die sind weiteren Gefahren ausgesetzt – etwa Kollisionen mit Schiffen, Geisternetzen, Plastikmüll und Unterwasserlärm.

In seiner Publikation verweist der IWF darauf, dass, Klimaschutzwirkungen und positive Effekte auf Fischerei und Tourismus zusammengerechnet, ein großer Wal zwei Millionen US-Dollar wert sei. Grund genug, die Riesen der Weltmeere effektiv zu schützen, argumentieren die Autoren. Und ergänzen: "Diese großartigen Geschöpfe" hätten darüber hinaus aber auch einen "Wert an sich – und das Recht zu leben".

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