Es ist ein vertrautes Bild an einem warmen Sommermorgen: Hobbygärtnerinnen und -gärtner knien zwischen Beeten, die Hände in der Erde vergraben, hegen und pflegen Stauden und Gemüsepflanzen. Alles könnte in bester Ordnung sein, wäre da nicht plötzlich ein feines Kribbeln, erst leicht, dann jedoch immer deutlicher an der Wade zu spüren.
Ein Blick genügt – und schon ist klar: Ein Ameisennest hat sich mitten im Gemüsebeet breitgemacht, dessen Bewohner nun auf Wanderschaft sind. Schnell kommt Unmut auf: Müssen die kleinen Krabbler ausgerechnet hier ihr Zuhause errichten? Und welchen Nutzen haben Ameisen eigentlich – außer dass sie Wege unterhöhlen und Blattläuse "melken"?
Unverzichtbar für das Ökosystem
Tatsächlich leben Ameisen in enger Symbiose mit Blattläusen: Sie berühren die Läuse mit ihren Fühlern am Hinterleib, um sie zur Abgabe von Honigtau anzuregen. Im Gegenzug schützen die Ameisen sie vor Fressfeinden. Das kann für Gärtnerinnen und Gärtner allerdings zum Problem werden, wenn die Blattlauspopulation überhandnimmt. Dennoch überwiegen die positiven Effekte der Ameisen im Garten deutlich.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich einig: Ohne Ameisen würden viele Ökosysteme zusammenbrechen. Denn die Tiere übernehmen zentrale Aufgaben im Ökosystem, die oft jedoch übersehen werden. Ameisen sind Nahrungsquelle für Vögel, Igel und andere Tiere. Außerdem fördern sie die Humusbildung. Durch ihre emsige Bautätigkeit lockern Ameisen den Boden auf, belüften ihn und fördern so das Wurzelwachstum der Pflanzen. Ihre Gänge sorgen dafür, dass Wasser und Nährstoffe besser in tiefere Bodenschichten gelangen – ein natürlicher Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit. Insbesondere in sandigen oder sauren Böden, wo Regenwürmer selten sind, übernehmen Ameisen sogar deren Rolle als Bodenverbesserer.
Unterschätzte Gärtner der Natur
Ameisen verwerten zudem abgestorbene Pflanzenteile, tote Insekten und Aas. Damit verhindern sie die Ausbreitung von Krankheiten und halten den Garten sauber. Noch dazu sind zahlreiche Pflanzen auf Ameisen angewiesen, um ihre Samen zu verbreiten. Die kleinen Insekten transportieren die Pflanzensamen in ihr Nest, wo sie keimen können – ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt.
Ameisen erfüllen im Ökosystem eine zentrale Rolle als natürliche Schädlingsbekämpfer. Viele Ameisenarten ernähren sich vom Schädlingsnachwuchs – von Raupen, Käferlarven oder Eiern von Blattwespen. Sie regulieren die Populationen von Insekten, die Pflanzen schaden könnten und stabilisieren auf diese Weise das biologische Gleichgewicht.
Wächter der Wälder
Besonders Waldameisen leisten hierbei in deutschen Wäldern enorme Arbeit: Ein einzelnes Volk kann täglich Zehntausende Forstschädlinge erbeuten und so rund um den Bau ein effektives Schutzgebiet für Bäume schaffen. Ameisen fungieren deshalb als eine Art biologische Schutztruppe, die einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Wälder leisten. Vor allem das Räuberverhalten der Waldameisen trägt dazu bei, populationsstarke Schadinsekten wie den Borkenkäfer in Schach zu halten. Ein einzelnes Waldameisennest kann jährlich Millionen dieser Forstschädlinge erbeuten und so aktiv zur Gesundheitspflege der Bäume beitragen.
Auch wenn Ameisennester im Rasen oder unter der Terrasse lästig sein können – die kleinen Insekten sind nicht nur Meister der kollektiven Arbeit, sondern leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Natur. Statt sie zu bekämpfen, lohnt es sich, ihren Nutzen zu erkennen und die fleißigen Tiere als das zu schätzen, was sie sind: die heimlichen Helden unserer Gärten und die unsichtbaren Schutztruppen unseres Ökosystems.
Kommen die Tierchen aber ins Haus und drohen sich dort einzunisten, sollte man nicht gleich zum giftigen Insektenspray greifen. Mit ebenso einfachen wie effektiven Maßnahmen lassen sich die unerwünschten Gäste häufig nachhaltig vertreiben. Tipps dazu liefern wir Ihnen in diesem Artikel.