Korallenriffe und ihre Bewohner gelten als der Inbegriff von Farbenpracht und Artenvielfalt unter Wasser. Doch seit einigen Jahren beobachten Taucher und Forscher einen traurigen Verfall: Die Korallen verlieren Algen, mit denen sie in Symbiose leben, und sterben schließlich ab. Korallenbleiche heißt das im Fachjargon.
Zwei solche Massensterben von Korallen weltweit haben Forscher bisher beobachtet, im Jahr 1998 und im Jahr 2010. Ein drittes hat offenbar begonnen. Und es könnte noch bis in das Jahr 2016 andauern. Das bestätigten Forscher der amerikanischen Meeresbehörde NOAA und der australischen Universität von Queensland.
Die aktuelle Bleiche begann demnach schon im Sommer 2014 im nördlichen Pazifik und weitete sich im Lauf des Jahres 2015 in den Südpazifik und den Indischen Ozean aus. Bis zum Ende des Jahres, so schätzen NOAA-Experten, werden fast 95 Prozent aller US-amerikanischen Riffe Bedingungen ausgesetzt sein, die zur Bleiche führen können. Verantwortlich dafür sind vor allem Rekordtemperaturen in den Ozeanen.
Für den Beginn des Jahres 2016 rechnen Forscher der Universität von Queensland mit einer Bleiche auch im größten Riff der Erde, dem Great Barrier Reef, seit 1981 Weltnaturerbe. Hier bekommen die Korallen es zusätzlich mit einer Erwärmung durch das Wetterphänomen El Niño zu tun.
Sensibler Symbiont
Korallen leben in Symbiose mit Algen, so genannten Zooxanthellen, die für sie Zucker, Stärke und andere organische Stoffe bereitstellen. Auf eine Verschlechterung der Wasserqualität, eine Erhöhung der Temperatur oder Trockenfallen reagieren Korallen extrem empfindlich. Sie stoßen zunächst einen Teil der Algen ab, schließlich alle. Und verlieren damit ihre Farbe, sterben und zerfallen.
Mit ihnen verschwindet ein wichtiger Lebensraum von zahllosen Fischarten und anderen Meerestieren - und ein wichtiger Wellenbrecher, der die Küsten vor Stürmen schützt. Während der ersten Bleiche im Jahr 1998, so schätzen Forscher, starben rund 16 Prozent der Korallenriffe weltweit.
Die Nachricht kommt passend zum Klimagipfel im November in Paris. "Diese Konferenz könnte entscheidend sein für die Korallenriffe der Welt", sagte Ove Hoegh-Guldberg von der Universität Queensland. "Entweder wir reduzieren unsere Klimagas-Emissionen drastisch oder wir riskieren, Korallenriffe für zukünftige Generationen zu verlieren."
NOAA declares third ever global coral bleaching event
Great Barrier Reef corals facing fight for survival