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Fleisch-Kennzeichnung Aldi und Co.: Handel versucht mit neuem Label, Klarheit beim Kauf von Fleisch zu schaffen

Label Haltungsform
Das neue Label bietet eine grobe Orientierung über Haltungsbedingungen von Schweinen, Rindern und Geflügel. Mehr aber auch nicht
© WF Seydlbast / Fotolia
Der Handel bietet ab sofort eine eigene Kennzeichnung für die Herkunft von Fleisch. Wie das Siegel funktioniert und wie es ankommt

Beim Fleisch ist der verlässlichste Kaufanreiz – der Kilopreis. Noch. Denn immer mehr Menschen interessieren sich auch dafür, wie die Tiere, deren Fleisch sie essen, einmal gelebt haben.

Während Landwirtschaftsministerin Klöckner erst 2020 mit ihrem staatlichen "Tierwohl"-Label starten will, und dann zunächst nur bei Schweinefleisch, prescht der Handel schon mal vor. Seit heute bieten Aldi, Edeka, Lidl, Rewe und weitere Lebensmittelketten ihr eigenes Label an.

Vierstufige Skala verrät die Haltungsform

Das vierstufige Label "Haltungsform" soll Verbrauchern eine überblicksartige Orientierung geben über die Haltung von Schweinen, Rindern und Geflügel. Beispiel Schwein: Stufe eins ("Stallhaltung") spiegelt den gesetzlichen Mindeststandard: 0,75 Quadratmeter pro Tier. Stufe 2 ("StallhaltungPlus") bietet 10 Prozent mehr Platz. In Stufe 3 ("Außenklima") können die Tiere sich auf 40 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben bewegen. Und sie müssen mindestens in einem Stall mit viel Frischluft gehalten werden. Erst auf der Stufe 4 ("Premium") gibt es 100 Prozent mehr Platz und Auslauf im Freien. Auch Bio-Fleisch fällt in diese Kategorie.

Die Idee erklärt Label-Koordinator Alexander Hinrichs so: „Die Kennzeichnung soll uns eine Hilfestellung bieten, indem sie die bestehenden Label einordnet.“ Und damit meint Hinrichs alles zwischen dem gesetzlichen Mindeststandard und "Bio".

Lob erhält die Kennzeichnung von der Verbraucherzentrale Bundesverband – wegen ihrer Einheitlichkeit und ihrer Anwendung in großen Teilen des Einzelhandels. Allerdings kritisiert sie, dass vielen Verbrauchern nicht klar sein dürfte, was zum Beispiel "Außenklima" bedeutet. Gemeint ist damit nämlich nicht Auslauf, sondern beispielsweise nur ein Stall mit halboffener Front.

Foodwatch spricht von "Mogelpackung"

Kaum ist das Label am Markt, hagelt es weitere Kritik – auch von der Landwirtschaftsministerin. Julia Klöckner findet das Label zu wenig anspruchsvoll, weil es nur die Haltungsbedingungen im Stall, nicht aber tierschutzrelevante Praktiken (wie etwa das Schnäbelkürzen oder die Ferkelkastration) beinhaltet. Es biete kein Mehr an Tierwohl und keine Kontrolle. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch spricht gar von einer "Mogelpackung". Denn Käufern werde vorgegaukelt, dass sie die Zustände in den Ställen maßgeblich verbessern könnten. Das Label garantiere nicht, dass es den Tieren wirklich gut gehe.

Zudem gilt die Kennzeichnung nur für abgepacktes Fleisch. Filets und Wurst aus der Theke stammt weiterhin überwiegend aus Haltung nach gesetzlichen Mindeststandards. Darum plädiert die Grünenpolitikerin Renate Künast für eine Anhebung der Minimalanforderungen an die Haltung.

Auf eine Kennzeichnung, die ebenso verpflichtend, einheitlich und aussagekräftig ist, werden Verbraucher und Verbraucherinnen wohl weiter warten müssen.

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